Warum Nachhaltigkeit eine Frage der Kultur ist

Nachhaltigkeit und Kultur – beide sind untrennbar. Foto: anncapictures via pixabay
Nachhaltigkeit und Kultur – beide sind untrennbar. Foto: anncapictures via pixabay

Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist zweifellos eine Kulturfrage. Warum das allerdings so ist, werden wir nun in diesem Artikel etwas genauer erörtern.

Zunächst: Mit dieser Thematik setzen sich auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Menschen auseinander. So zum Beispiel der Autor Arnulf Hahn, der ein eBook darüber verfasst hat.

Generell dreht man in dieser Sache stets um die Sprache der Emotionen, die selbstredend je nach Land und damit auch der gegebenen Kultur eine andere ist.

Ohne Zweifel – dass man die Umwelt schonen möchte und auf den eigenen ökologischen Fußabdruck achtet, ist eine weltweite Sache. Und dennoch sind die Möglichkeiten oft ganz unterschiedlich.

Nicht überall hat man einen so breiten Markt und so viele Optionen, auf umweltfreundliche Maßnahmen auszuweichen, wie im zentraleuropäischen Raum. Gleichzeitig hat man auch nicht überall so ausgereifte technologische Möglichkeiten für erneuerbare Energien, wie es oft im ostasiatischen Raum der Fall ist.

Da ist es nicht groß verwunderlich, dass es verschiedene Studien darüber gibt, wie sich das Verständnis der Nachhaltigkeit über die ganze Welt hinweg verändert.

Ist Nachhaltigkeit eine Klassenfrage?

Seit jeher gibt es einen großen Konflikt im Thema der Nachhaltigkeit, der sich damit beschäftigt, ob eine ökologisch-freundliche Kreislaufwirtschaft eine Sache der Gesellschaftsklassen ist.

Vom Umgang mit Energie bis hin zum Umweltverschleiß lässt sich ein wirklich funktionierendes System der Nachhaltigkeit nur dann umsetzen, wenn die Möglichkeiten gegeben sind. Und gerade der Energiemarkt wird derzeit stark von Vorgaben geprägt, die mit Ideologien zu tun haben. Auch Lobbyismus ist dabei immer wieder ein grundlegendes Thema.

Ob es eine Frage der Klassen ist, stellt dabei aber im Grunde nur eine zu einseitige Sichtweise dar. Viel wichtiger wäre es, wenn materialistisches Gedankengut auf der ganzen Welt ein Ende findet.

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Armut ist zum Beispiel ein wichtiges Thema in dieser Sache, kommt aber meist im Zusammenhang mit Lebensmittelverschwendung zur Sprache. Nachhaltigkeit bedarf einen bewussten Umgang mit Rohstoffen, egal welcher Natur. Und an dieser Stelle ist die Sache eben eng mit der vorherrschenden Kultur verwoben.

Leider verlieren Lebensmittel aber auf der gesamten Welt immer stärker an Wert. So kommt es nicht nur zu Abfällen aus Wollust, auch bei der Zubereitung kommt es zu einigen Resten, die im Anschluss nicht sehr stark weiterverarbeitet werden.

Am problematischsten ist diese Sache aber zweifellos in technologisch fortschrittlichen Ländern. Die Menschen verlernen ihren Respekt vor der Sache, angebrochene Lebensmittel werden genauso bereitwillig weggeworfen wie verdorbene Speisereste und originalverpackte Produkte, die sich entweder nicht verkaufen lassen oder auf die man schlichtweg keine Lust mehr hat. Der bewusste Umgang fehlt der Gesellschaft zunehmend.

Was hat das mit Kultur zu tun?

Die Einstellung, wie man mit Nahrungsmittelverlusten umgeht, gründet auf denselben Faktoren wie die Tatsache, was genau zu den gängigen Mahlzeiten gehört. Und dieses Gedankengut wälzt sich auf sämtliche Dinge um, die unseren Alltag ausmachen.

Hierzulande ist man es gewohnt, in einen Supermarkt zu laufen und 365 Tage im Jahr sämtliche Sorten an Obst und Gemüse kaufen zu können, auf die man eben gerade Lust hat. Saisonal denkende Menschen sind die Ausnahme, Ressourcenverschwendung steht auf der Tagesordnung. Ein Auto, meist auch gleich mehrere, gelten als Selbstverständlichkeit. Genauso flüchten sich immer mehr Menschen bei der erstbesten Möglichkeit in ein Haus, da selbst in größeren Wohnbauten keine gegenseitige Rücksicht mehr besteht.

Tatsächlich sind starke Unterschiede zwischen Stadt und Land festzustellen. So muss man am Land grundsätzlich bewusster mit dem eigenen Müllaufkommen umgehen, da hier jeder für die eigene Tonne verantwortlich ist. Auch wird sie unter Umständen nicht so häufig geleert wie die sieben Mülltonnen in der Wohnanlage. Und das sind nur ein paar Beispiele der ganzen Thematik.

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Was müsste sich in unserer Kultur also verändern?

Es gleicht leider einem Wunschdenken, dass sich der Grundgedanke unserer Gesellschaft ändert. Aber genau das wäre nötig.

Es müsste zum Beispiel niemand hungern. Statistiken laut WDR könnten aktuell rund 2 Mrd. Menschen allein durch die in Deutschland gegebenen Lebensmittelverschwendungen ernährt werden.

Würde ein Kreislauf des Spendens geschaffen, könnte das die Kluft zwischen Arm und Reich zwar nicht schließen, aber es würde ein längst überfälliges Umdenken ins Rollen bringen. Dies könnte dann zur Folge haben, dass man sich in Sachen der Ressourcenschonung nicht mehr länger auf Startups verlässt und auch große Konzerne gezwungen sind, mitzuziehen.

In der Gesellschaft müsste wieder mehr Sinn für Reparaturen und Wiederverwendbarkeit geschaffen werden. Es sollte kein Trend und auch kein Hobby sein, Taschen und dergleichen aus Upcycling zu erstellen, das sollte eigentlich dem Normalfall entsprechen.

Ein gutes Beispiel in dieser Sache hat uns die weltweite Covid-Pandemie geliefert. Denn was sagt das eigentlich über die Umweltfreundlichkeit unserer Wirtschaft aus, wenn rund 70 Prozent aller Geschäfte in eine existenzielle Krise gerutscht sind, als nur mehr Dinge zur Grundversorgung benötigt wurden und alles andere für zumindest einen kurzen Zeitraum zwangsläufig ignoriert wurde?

Am Ende bleibt nur zu sagen: Wer sich bewusst von Dingen wie Fast Fashion und wahrlich unnötigen Spielereien fernhält, hat am Ende genügend Haushaltsbudget übrig, um den Bauernmarkt zu besuchen und Fleisch direkt beim Biobauern zu kaufen. Das ist meist nicht nur gesünder, sondern auf gleich mehreren Ebenen nachhaltig.

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Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).