Viskose – im herkömmlichen Verfahren hergestellt – weist bei der Nachhaltigkeit Mängel auf. Alternativen bilden Tencel /Lyocell und Modal, die einen modifizierten und kontrollierten Herstellungsprozess durchlaufen.
Die Rohstoffe beziehen die Hersteller aus nachhaltig bewirtschaftetem Anbau oder nutzen Baumrückstände. Zudem recyceln sie die verwendeten Chemikalien. Tencel zählt zu den nachhaltigsten (Viskose-)Fasern auf dem Markt.
Was ist Viskose?
Viskosefasern, die die Modeindustrie kurz mit Viskose (CV) bezeichnet, sind Regeneratfasern (Chemiefasern). Der Begriff kennzeichnet Fasern, die die Industrie über chemische Prozesse aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnt. Eine weitere Bezeichnung für die Viskose ist Holzwolle – was erklärt, woraus die Fasern bestehen.
Die Herstellung der Viskosefasern
Um Viskosefasern herzustellen, benötigt die Chemieindustrie Holzchips oder Sägespäne aus …
- Buchenholz
- Fichtenholz
- Eukalyptusholz
- Bambus
Um daraus Viskose zu gewinnen, verwendet man das sogenannte Viskoseverfahren. Dazu wird das Holz unter Zugabe von Chemikalien in Köchern mit einem Fassungsvermögen von mehr als 500 Tonnen gekocht. Dadurch wird das Holz zerlegt in seine Hauptbestandteile:
- Lignin
- Cellulose
Anschließend verarbeitet man die Cellulose weiter, indem ihr wässrige Natronlauge zugefügt wird, in der sie merceriert (aufquillt). Anschließend entsteht durch das Einwirken von Schwefelkohlenstoff (CS2) orangegelbes Xanthat.
In wässriger Natriumhydoxid-Lösung bildet sich daraus eine zähflüssige (viskose) Masse – der Viskosebrei. Die nächsten Arbeitsschritte umfassen die mehrfache Filtration, die Nachreifung und die Entlüftung. Damit aus dieser viskosen Masse Viskosefäden entstehen, presst man diese durch Düsen in schwefelsaure Salzlösungen.
Bei der klassischen Herstellungsmethode setzen die Fabriken ein Schwefelsäurespinnbad unter Zusatz von Natrium- und Zinksulfat ein, um die Ausfällungsreaktion der Cellulose zu verzögern. Zum Verfestigen der Viskose-Spinnmasse zu pressen die Arbeiter diese mit hohem Druck durch Spinndüsen.
Die Nachbehandlung
Die entstandenen Viskosegarne bedürfen einer Nachbehandlung, um Verunreinigungen zu entfernen. Dazu verwendet die Industrie:
- Dampf und Kondensation
- intensive Waschungen
- Alkalisalze als Entschwefelungs-Chemikalien
- Bleiche – in Europa chlorfrei
- Überzüge aus seifenähnlichen Substanzen – macht die Viskose geschmeidig, lager- und gleitfähig
Anschließend lagern die 250 bis 350 kg schweren Viskoseballen aus Viskosespinnfäden bei einer Restfeuchte von elf Prozent. Viskosefilamentgarne wickeln die Hersteller auf Spulen auf. Deren Feinheit beträgt 40 bis 660 dtx (Maß für den Feinheitsgrad textiler Fasern)
Viskose: Eigenschaften im Detail
Das halbsynthetische Erzeugnis ist vielseitig und besitzt zahlreiche Vorteile. Jedoch gibt es auch Nachteile.
Die vorteilhaften Eigenschaften
- Viskosefasern sind besonders fein, wodurch sie sich leicht und angenehm weich anfühlen.
- Die auch als Kunstseide bezeichnete Viskose ist vorwiegend im Sommer ein gern getragener Stoff. Daraus herstellte Kleidung kühlt und ist atmungsaktiv.
- Viskose zeigt sich hautfreundlich und trägt nicht zu unangenehmem Schweißgeruch bei.
- Aufgrund ihrer Saugfähigkeit eignet sich Viskose zum einfachen Färben und für prägnante Drucke. Sie nimmt Feuchtigkeit bis zu 400 Prozent ihres Eigengewichts auf, weshalb sie sich für sommerliche Kleidung und für Bettwäsche eignet.
- Die Kunstseide ist formstabil. Deshalb empfiehlt sich die halbsynthetische Faser für Hosen und Röcke lediglich als Viskosemischung, da diese Elastizität erfordern, die der Viskose allein nicht gegeben ist. Bequeme Kleidung aus Viskosemischungen erhalten Verbraucher etwa von der hochwertigen Lifestyle Marke Gant auf boozt.com
- Viskose ist vielseitig und abhängig von der Dunkelheit der Farbe und der Schwere blickdicht oder transparent.
- Viskose fällt locker, weshalb der Stoff sich für weich fließende Kleider, Tuniken, Damenblusen und Shirts anbietet. Dazu trägt die Frau eine eng geschnittene Hose.
- Aus Viskosefasern hergestellte Stoffe glänzen edel. Modebewusste Damen und Herren tragen sie daher zu Zwecken, bei denen Eleganz im Vordergrund steht.
Nachteile der Kunstseide
Bei der Pflege der Viskose beachten Verbraucher, dass sie das Feinwäsche-Programm nutzen und die Angabe auf dem Pflegeschild beachten. Unter Zugabe von Flüssigwaschmittel lässt sich der Stoff bei 40 °C waschen – wobei zu beachten ist, dass er bei hohen Temperaturen einlaufen kann. Deshalb niemals zum Trocknen auf die Heizung legen. Von Waschpulver ist abzuraten, da es ihm den Glanz nimmt und Rückstände hinterlässt.
Viskose ist knitteranfällig und eignet sich auch von der Struktur her nicht für den Trockner. Schonend trocknet das Kleidungsstück aus Viskose draußen auf einem Bügel gehängt.
Die Knitteranfälligkeit macht das Bügeln notwendig. Dazu das Kleidungsstück mit einem feuchten Tuch belegen und auf Stufe 2 bügeln oder gleich ein Dampfbügeleisen nutzen. Verbraucher vermeiden es, an Kleidungsstücken aus der Kunstseide zu zerren, denn sie reißt in trockenem und nassem Zustand leicht.
Wie nachhaltig ist Viskose?
Durch die Verwendung des natürlichen Rohstoffes Holz und der ökologischen Abbaubarkeit erweckt Viskose zunächst den Anschein, nachhaltig zu sein. Doch dem ist nicht so. Die Gründe: Das Viskoseverfahren ist energieaufwendig.
Darüber hinaus entstehen gesundheitsgefährdende Gase. Die verwendeten Chemikalien belasten die regionale Umwelt. Menschen in den Fabriken und diejenigen, die in deren Nähe leben, sind Risiken ausgesetzt.
Die Fabriken, die die seidenähnlichen Kunstfasern herstellen, befinden sich vorwiegend in den asiatischen Ländern:
- China
- Indonesien
- Indien
- Bangladesch
- Vietnam
Die Gesetze zum Schutz der Arbeiter und zur Umwelt sind dort weniger streng als in Europa. Besser ist es, beim Kauf darauf zu achten, dass die Faserhersteller aus Bayern oder Österreich kommen. Denn diese erfüllen höhere Umweltstandards und stellen statt der herkömmlichen Viskose Alternativprodukte her, die bedeutend nachhaltiger sind.
Alternativen zu Viskose
Die Rede ist von Tencel-/Lyocellfasern und Modal.
Um Modal (CMD) herzustellen, nutzen die Fabriken ausschließlich Buchenholz. Zur Fertigung der Fäden verwenden sie ein modifiziertes Viskoseverfahren. Durch die abgewandelte Technik erhalten sie ein festeres Material als die herkömmliche Viskose.
Tencel-/Lyocellfasern (CLY) produzieren die österreichischen Hersteller im Nassspinnverfahren. Der Vorteil ist die hohe Nass- und Trockenfestigkeit des Produkts.
Für die Herstellung folgender Alternativen zu Viskose kommen drei verschiedene Verfahren zum Einsatz:
- Acetat (CA) gewinnen die Hersteller aus in Aceton gelöstem Celluloseacetat. Dazu nutzen sie das Trockenspinnverfahren.
- Ebenfalls setzen die Fabriken dieses Verfahren bei der Produktion von Triacetat (CTA) ein. Im Gegensatz zu Acetat verwenden die Hersteller statt Aceton Dichlormethan.
- Um Cupro (CUP) herzustellen verwendet die chemische Industrie wieder Cellulose. Sie verarbeitet diese jedoch mit dem Kupferoxid-Ammoniak-Verfahren zur Kupferseide weiter.
Fazit
Viskose ist ein angenehm zu tragender Stoff, der bei der Herstellung jedoch ökologische und gesundheitliche Risiken birgt. Nachhaltige und kontrollierte Alternativen dazu sind Viskosestoffe aus Österreich und Bayern: Tencel/Lyocell und Modal.