Wie nachhaltig ist Zucker?

Zuckerrüben brauchen beim Anbau weniger Wasser als Zuckerrohr Foto: © Udomner / stock adobe

50 Gramm pro Tag – diese Zuckermenge empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung einem gesunden Erwachsenen maximal. Die meisten Deutschen nehmen jedoch eine größere Menge an weißem oder braunem Haushaltszucker zu sich. Doch wie nachhaltig ist Zucker, der aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben entsteht?

Die Arten der Zuckerproduktion

Um die Frage zu klären, wie nachhaltig Zucker ist, hilft ein Blick auf die verschiedenen Varianten der Zuckerproduktion.

Zucker aus Zuckerrohr

Außer in zuckerfreien Süßigkeiten befindet sich in Süßwaren viel Industriezucker. Vornehmlich auf der Südhalbkugel stammt dieser aus Zuckerrohrpflanzen. Sie bilden ihn als Energiespeicher.

Nach der Ernte kochen Zuckerhersteller das Zuckerrohr aus. Zucker und Zuckerrohrsaft entstehen. Die Raffination entfernt die Melasse schrittweise von den Zuckerkristallen.

Bei braunem Rohzucker bleibt eine feine Siruphülle um die Kristalle erhalten. Dadurch schmeckt er malzig. Weißer Zucker ist dagegen vollständig raffiniert und geschmacksneutral.

Zucker aus Zuckerrüben

Im Jahr 2022/2023 produzierte Deutschland rund vier Millionen Tonnen Zucker. Dieser stammt aus den regional angebauten Zuckerrüben.

Die „Rübenkampagne“ – die Ernte der reifen Gemüsepflanzen – dauert von September bis Mitte Januar. Die Schritte, um aus diesen den Zucker herauszulösen, ähneln denen bei der Gewinnung von Rohrzucker:

  • Kochendes Wasser löst das süße Naturprodukt aus den Zuckerrüben.
  • Die Hersteller befreien das entstandene „Zuckerwasser“ von Fremdstoffen.
  • Anschließend dickt die Flüssigkeit ein, indem das Wasser verdampft.
  • Der Zucker kristallisiert.
  • Die Hersteller entfernen den braunen Zuckersirup.
  • Nach dieser Raffination trocknet der Zucker.

Er gelangt in Form farbloser Kristalle in den Handel. Um braunen Rübenzucker zu erhalten, geben die Produzenten ihm Sirup hinzu.

Diese Umweltbelastungen entstehen bei der Zuckerproduktion

Industrie- oder Haushaltszucker besteht zu 100 Prozent aus Saccharose. Es macht keinen Unterschied, ob er aus Zuckerrohrpflanzen oder Zuckerrüben stammt. Bei beiden Pflanzen unterscheiden sich allerdings die Umweltbelastungen beim Anbau.

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Wasserverbrauch

Der Anbau von Zuckerrohr beansprucht viel Wasser. Um ein Kilogramm der Pflanzen zu gewinnen, bedarf es 175 Liter. Allerdings bestehen nur elf Prozent der gesamten Pflanzenmasse aus Zucker. Das erhöht den Wasserbrauch für ein Kilo raffinierten Zucker auf 1.500 Liter.

Zuckerrüben benötigen deutlich weniger. Eine Zuckerrübe braucht 335 Liter Wasser, um ein Kilogramm Zucker zu erzeugen. Der Großteil der Flüssigkeit stammt dabei aus der Pflanze selbst. Sie besteht zu 75 Prozent aus Wasser. Das verringert die Menge an Frischwasser, das bei der Verarbeitung zum Einsatz kommt.

Pestizide und Düngemittel

Bei der Produktion von Rohr- sowie Rübenzucker kommen Pestizide zum Einsatz, denn beide Pflanzenarten reagieren empfindlich auf Unkräuter.

Abholzung und Landnutzung

Wie nachhaltig Zucker ist, hängt von seinem Anbau ab. Zuckerrüben gedeihen alle vier bis sechs Jahre auf den gleichen Flächen.

Zuckerrohrpflanzen wachsen dagegen jahrelang am gleichen Standort. Sie entziehen dem Boden den Großteil an Nährstoffen, weshalb sich dieser nach zwei bis drei Anbauzyklen nicht länger für die landwirtschaftliche Nutzung eignet. Die Folge ist, dass der Anbau von Zuckerrohr stetig neue Anbaugebiete erfordert und deshalb Länder wie Brasilien zur Landgewinnung den Regenwald roden.

Energieverbrauch und CO2-Emissionen

Feld- und Verarbeitungsprozesse

Zuckerrohr braucht deutlich mehr Wasser als Zuckerrüben, sodass der Anbau einen höheren Wasserfußabdruck aufweist. Dagegen geht der Zuckerrübenanbau mit mehreren Vorteilen einher:

  • Zuckerrüben eignen sich für den Anbau in einer breiten Fruchtfolge.
  • 99 Prozent der Rübenblätter bleiben kleingehäckselt als natürlicher Dünger auf dem Feld.
  • Die Hersteller verwerten für die Zuckergewinnung 100 Prozent der Zuckerrübe.
  • Bei der Zuckerproduktion sank der spezifische Energiebedarf pro Tonne Zuckerrüben seit 1990 um mehr als 50 Prozent.
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Transport und Handel

Zucker aus Zuckerrüben legt im Vergleich zu Rohrzucker kürzere Transportwege zurück. Dadurch fallen weniger CO2-Emissionen an.

So nachhaltig ist Zucker – Nachhaltigkeitsinitiativen und Zertifizierungen

Jährlich entstehen weltweit 175 Millionen Tonnen Zucker. Der Großteil davon stammt aus dem Zuckerrohr.

Fair Trade

Rohrzucker mit einem Fair-Trade-Label entspricht nachhaltigen ökologischen Standards. Die Zuckerrohrbauern erhalten eine faire Bezahlung. Zudem bekommen sie einen Bio-Zuschlag, wenn sie den Zucker nach Bio-Kriterien anbauen.

Bonsucro

Die Zertifizierung Bonsucro bekommt Rohrzucker, wenn bei seinem Anbau faire Arbeitsbedingungen und Umweltschutz im Vordergrund stehen.

Bio-Zucker

Bei der Herstellung von Bio-Zucker kommen keine Pestizide und bodenschädigende Düngemittel zum Einsatz.

Der Vergleich zu Alternativen

Süßungsmittel gelten im Vergleich zu klassischem Zucker als gesünder. Einige von ihnen laufen dem Zucker auch in Sachen Nachhaltigkeit den Rang ab.

Künstliche Süßstoffe

Künstliche Süßstoffe, darunter Aspartam, sind nicht durch Mikroorganismen abbaubar. Sie gelangen über das Abwasser in die Umwelt. Das führt zu verunreinigtem Grund- und Trinkwasser.

Natürliche Süßstoffe

Stevia stammt von der Stevia-Pflanze, die eine hohe Trockenheitsresistenz besitzt. Sie braucht daher weniger Wasser als Zuckerrohr und Zuckerrübe.

Auch Kokosblütenzucker gilt als nachhaltiges Pendant zu Haushaltszucker. Er stammt aus Kokosblütensaft. Die Ernte der Kokosblüten erfordert kein Fällen der Kokospalmen. Diese kommen dadurch jahrzehntelang für die Produktion von Kokosblütenzucker infrage.

Lösungsansätze für mehr Nachhaltigkeit

Der Genuss von Zucker und ein nachhaltiger Lebensstil schließen sich nicht aus. Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in Zuckeranbau und -vertrieb sind:

  • effiziente Anbaumethoden, die weniger Fläche und Beregnung erfordern
  • Agroforstwirtschaft, bei der Bäume und Sträucher auf den Zuckerrübenfeldern gedeihen und die Biodiversität erhöhen
  • Konsumententrends, die in Richtung Bio-Zucker gehen
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Ebenfalls ergibt es Sinn, bei der Zuckerproduktion alle Teile der Rohstoffpflanze zu nutzen. Das geschieht bereits beim nachhaltigen Zuckerrübenanbau.

Fazit

Ob Zucker nachhaltig ist, hängt stark davon ab, woher er kommt. Rübenzucker stammt von den heimischen Zuckerrüben. Diese brauchen beim Anbau weniger Wasser als Zuckerrohr. Auch der CO2-Fußabdruck fällt bei Zucker aus Zuckerrüben aufgrund kürzerer Transportwege niedriger aus.

Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).