Bioethanol – wie nachhaltig ist der Biokraftstoff tatsächlich?

Zuckerrüben – der Rohstoff für Bioethanol. Foto deyangeorgiev via Envato
Zuckerrüben – der Rohstoff für Bioethanol. Foto deyangeorgiev via Envato

Im Angesicht der Klimakrise nimmt das Konzept der Nachhaltigkeit einen immer höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Dies ist vor allem auf das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung zurückzuführen.

So werden sich immer mehr Menschen über die negativen Auswirkungen von Treibhausgasen bewusst. Auch die Nutzung von Kraftstoffen wie Benzin und Diesel trägt zum Verbrauch unserer natürlichen Erdölreserven bei. Bei der Verbrennung des Erdöls entsteht unter anderem das klimaschädliche Gas CO2. Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes wird seitens der Bundesregierung das Ziel einer vollkommenen Klima- und CO2-Neutralität bis zum Jahr 2045 verfolgt. Damit dies jedoch langfristig gelingt, müssen wir in vielen Bereichen unseres Lebens, wie im Transport, Straßenverkehr oder beim Heizen Treibhausgase einsparen.

Die Intention bei Biokraftstoffen war es demnach ursprünglich, zur Klimaneutralität und dem Umweltschutz beizutragen. Nichtsdestotrotz gibt es viele Kritiker, die die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen hinterfragen. Einer dieser Kraftstoffe ist der Stoff Bioethanol. In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen, was unter Bioethanol zu verstehen ist und welche Vorteile Bioethanol langfristig für die Umwelt bietet.

Was versteht man unter Bioethanol?

Herkömmliche Pflanzen wie Getreide, Mais oder Rüben enthalten Stärke und Zucker. Aus diesen Stoffen lässt sich Ethanol herstellen. Der Bioethanol-Kraftstoff wird hauptsächlich durch den Zuckerfermentationsprozess hergestellt, kann aber auch durch den chemischen Prozess der Umsetzung von Ethylen mit Wasserdampf hergestellt werden.

Um aus der Biomasse Zucker zu gewinnen, wird die Biomasse mit Säuren oder Enzymen vorbehandelt, um die Größe des Ausgangsmaterials zu reduzieren und die Pflanzenstruktur zu öffnen. Die Zellulose und die Halbzelluloseanteile werden durch Enzyme oder verdünnte Säuren in Saccharosezucker zerlegt und zu Ethanol vergoren.

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Chemisch gesehen gehört das Bioethanol ebenso wie das Erdöl zu den Kohlenwasserstoffen. Dementsprechend lässt sich das pflanzlich gewonnene Ethanol auch mit dem herkömmlichen Benzin, welches auf Erdöl basiert, mischen. Die Biokraftstoffe wie E5 oder E10 an Tankstellen sind beispielsweise Gemische aus Ethanol und Erdöl. Sie enthalten entweder 5 oder 10 Prozent rein pflanzliches Ethanol.

Unterschied zwischen Ethanol und Bioethanol

Grundsätzlich handelt es sich bei Ethanol und Bioethanol chemisch gesehen genau dasselbe – um Alkohol. Der Unterschied liegt folglich bei der Art der Herstellung der beiden Stoffe. So bezeichnet Ethanol die Substanz selbst, unabhängig von der Herstellungsweise, während Bioethanol sich auf einen Kraftstoff bezieht, der durch ein Fermentationsverfahren einer zuckerhaltigen Biomasse hergestellt wird. Somit heißt Bioethanol nicht „Bio“, weil es aus ökologischer Landwirtschaft entstammt, sondern vielmehr aufgrund der Tatsache, dass die Rohstoffe biologischen Ursprungs sind.

Wofür wird Bioethanol eingesetzt?

Generell werden Ethanol-Kraftstoffe als Energieträger in Verbrennungsmotoren und Brennstoffzellen verwendet. Vor allem der Einsatz als Benzin-Ersatz beziehungsweise Benzin-Zusatz in Kraftfahrzeugen und Flugzeugmotoren hat in den letzten Jahren immens an Bedeutung gewonnen. Auch als Brennstoff für Kaminheizungen wird Bioethanol verstärkt eingesetzt.

Vorteile von Bioethanol

Der Stoff Bioethanol weist gegenüber herkömmlichen Kraftstoffen eine Reihe von Vorteilen auf. Zum einen stammt Bioethanol aus einem nachwachsenden Rohstoff und nicht aus einer fossilen Ressource. Dies bedeutet, dass die Zutaten für die Herstellung von Bioethanol nicht zur Neige gehen, wie dies bei Erdöl der Fall ist. Auf diese Weise trägt der Gebrauch von Bioethanol zur Erhaltung natürlicher Ressourcen der Erde bei.

Zwar wird bei der Verbrennung von Ethanol Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, jedoch handelt es sich dabei lediglich um einen geringen Ausstoß von circa 1510 CO2 pro Liter Ethanol, was nach wissenschaftlichen Erkenntnissen als unbedenklich und nicht umweltschädlich einzuordnen ist. Auch ist dabei zu berücksichtigen, dass das Ethanol aus Pflanzen gewonnen wird.

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Die Pflanzen nehmen im Wachstum Sonnenenergie auf und wandeln das Kohlendioxid in der umliegenden Luft in energiehaltige Verbindungen um. Dementsprechend entzieht das Wachstum der Pflanzen der Atmosphäre Kohlendioxid, welches bei der Verbrennung von Ethanol zurückgegeben wird. Somit ist die CO2-Bilanz des Bioethanols als neutral einzuordnen und gilt unter dem Aspekt des Umweltschutzes als sehr gute Alternativlösung, da bei der Nutzung weder giftige Abgase entstehen noch der Treibhauseffekt verstärkt wird. Durch den Einsatz von Bioethanol bietet sich folglich die Möglichkeit an, Ihr Haus umweltfreundlicher zu gestalten.

Ist Bioethanol tatsächlich nachhaltig?

Sofern Bioethanol aus Europa stammt, handelt es sich in der Tat um einen nachhaltigen Biokraftstoff. Dies ist damit zu begründen, dass praktisch alle verwendeten Pflanzen in Europa, die zur Ethanol Produktion genutzt werden, aus nachhaltiger europäischer Landwirtschaft entstammen und nicht zur Waldrodung führen.

Weitere Nachhaltigkeitskriterien stellen sicher, dass das hergestellte Ethanol eine Mindesteinsparung von Treibhausgasen erfüllt oder diese gar übertrifft. Eine entsprechende Zertifizierung stellt zudem sicher, dass die Kriterien allesamt erfüllt werden.

Kosten von Bioethanol 

Grundsätzlich wird der Preis für Bioethanol relativ niedrig gehalten, da die Bundesregierung den Einsatz nachhaltiger Energieträger fördern will. Wenn die Preise von Bioethanol niedrig bleiben, so sind Verbraucher vielmehr dazu geneigt, den Biokraftstoff als Alternative zum herkömmlichen Kraftstoff zu betrachten.

So geben Personen, die einen Bioethanol Kamin besitzen, in der Regel weniger als einen Euro pro Stunde für dessen Nutzung aus. Bei einem konventionellen Gaskamin würden die Kosten weitaus mehr betragen. Die Gesamtkosten für einen Bioethanol Kamin hängen jedoch grundsätzlich davon ab, wie oft und wie lange dieser verwendet wird.

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Fazit

Der Umwelt- und Klimaschutz wird für viele Menschen immer bedeutender. Das erwärmende Weltklima sorgt Jahr für Jahr für weitere Probleme, und auch die Effekte von schädlichen Abgasen werden immer deutlicher spürbar. Dementsprechend entschließen sich immer mehr Menschen dazu, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten umweltschützend zu handeln. Die Nutzung von Bioethanol stellt dabei aus vielerlei Gründen eine sinnvolle und umweltbewusste Alternative zu herkömmlichen Erdölen dar.

Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).