Was haben Frottierhandtücher, Jeans und Fünfeuroscheine gemeinsam? Richtig – sie bestehen ganz oder teils aus Baumwolle.
Dies hat seinen Preis, denn mit einem Schadstoffausstoß von 220 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr schadet der Anbau dem Klima und der Umwelt. Nachhaltiger durch Bodenschonung und einer großen Wasserersparnis ist Bio-Baumwolle.
Was ist Baumwolle?
Bio-Baumwolle und ihr konventionelles Pendant unterscheiden sich zwar durch ihre Anbaubedingungen. Grundlegend handelt es sich jedoch um die gleiche Naturfaser, die der Baumwollpflanze entstammt.
Bereits in der Antike bauten die Menschen Baumwolle in verschiedenen Regionen an. Bekannt dafür sind die Länder Ägypten, Peru, Mexiko und das pakistanische Indus-Tal. Die heutigen Hauptanbaugebiete sind Indien und China. Die Hälfte der 35 Millionen Hektar Baumwollanbaufläche weltweit gehört zu China und Indien.
Aus deutschen Schränken nicht wegzudenken
95 Kleidungsstücke – Unterwäsche und Socken nicht mitgezählt – besitzt laut einer Greenpeace-Studie im Durchschnitt jede Person zwischen 18 und 69 Jahren. Der Großteil besteht zumindest teils aus Baumwolle. Zu den bekanntesten zählen die beliebten Jeanshosen. Von diesen besitzen die Deutschen laut einer 2022 veröffentlichten YouGov-Umfrage im Schnitt acht Stück.
Baumwolle – ein Stoff mit vielen Gesichtern
Die aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze gewonnenen Baumwollfasern bestehen zu 95 Prozent aus Cellulose. Zur weiteren Verwertung teilt die Textilindustrie diese in zwei Kategorien:
- den langen Fasern für Textilien aller Art,
- den kurzen Fasern zur Fertigung von Geldscheinen, Papier oder Baumwollvlies
Bei Baumwollstoffen besteht eine hohe Nachfrage, denn das Gewebe ist strapazierfähig, anschmiegsam und weich. Ferner schätzen Käufer ihn wegen der:
- guten Feuchtigkeitsregulierung,
- Dehnbarkeit,
- hohen Atmungsaktivität
Tipp 1: Hosen und Kleider aus Baumwolle oder daraus bestehende T-Shirts zu bedrucken, gelingt umso besser, je hochwertiger und dicker das Material ausfällt. |
Was ist Bio-Baumwolle?
Spätestens mit der industriellen Revolution eroberte die Baumwolle die Welt. In der Textilindustrie gehört sie bis heute zu den unverzichtbaren Geweben. Sie ist luftdurchlässig, hautfreundlich und nimmt bis zu 63 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit auf.
Hinsichtlich der Nachhaltigkeit zeigen sich jedoch die Nachteile der Naturfaser. Im Anbau verbraucht sie große Wassermengen – bis zu 11.000 Liter pro Kilogramm. Um die gleiche Menge Bio-Baumwolle anzubauen, nutzen Landwirte dagegen bis zu 91 Prozent weniger Wasser.
Die auch Organic Cotton genannte Naturfaser stammt aus rein ökologischem Anbau. Ein weiterer Unterschied zur konventionellen Baumwolle besteht neben dem geringeren Wasserverbrauch in der Wahl der Pflanzen.
Denn den Produzenten von Bio-Baumwolle ist es untersagt, genetisch modifizierte Gewächse anzupflanzen. Zudem düngen sie beim Baumwollanbau mit Humus oder Jauche, um die Bodenbelastung in Grenzen zu halten. Dies hat den Vorteil einer verbesserten Bodenstabilität und eines niedrigen Schädlingsbefalls. Damit die wenigen Schädlinge die Baumwollpflanzen verschonen, setzen die Landwirte andere Pflanzen dazwischen, welche die Schädlinge anziehen.
Da Organic Cotton keine schädlichen Chemikalien enthält, ist das Endprodukt:
- hautfreundlich
- flauschig
- hypoallergen
Info: Die hohe Qualität von Bio-Baumwollfasern resultiert neben dem Verzicht auf chemische Prozesse bei der Verarbeitung aus der manuellen Ernte. Durch das Pflücken per Hand entfällt der Einsatz von Entlaubungsmitteln. |
Wie erkenne ich Bio-Baumwolle – gibt es Siegel?
Obgleich sich Baumwolle und Bio-Baumwolle in den Anbaubedingungen unterscheiden, sehen die Stoffe in den fertigen Textilien identisch aus. Die Bestätigung, dass die Gewebe zu 100 Prozent aus ökologisch zertifizierten Naturfasern bestehen, liefert das blaue Siegel IVN Best des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft.
Daneben existiert das GOTS-Siegel – der Global Organic Textile Standard. Das auf einem Kleidungsstück angebrachte Siegel gibt an, dass mindestens 70 Prozent der verarbeiteten Fasern aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Trifft dies auf 95 Prozent Faseranteil zu, erhält das jeweilige Label den Zusatz „Organic“.
Die Organisation Textile Exchange vergibt zudem das OCS-Siegel, das für den Organic Content Standard steht. „Organic 100“ bedeutet hierbei, dass das Gewebe zu 95 Prozent aus Bio-Baumwolle besteht.
Tipp 2: Eine zweite Variante des OCS-Siegels nennt sich „Organic blended“. 5 % Anteil an Bio-Baumwolle braucht es mindestens, um dieses Siegel zu bekommen. Jedoch ist es möglich, dass Gewebe mit der Auszeichnung bis zu 94 Prozent Baumwolle aus biologischem Anbau enthalten. |
Deshalb ist Bio-Baumwolle nachhaltig
Obgleich Bio-Baumwolle verglichen mit dem klassischen Baumwollanbau weniger Wasser verbraucht, benötigt die ökologische Produktion dennoch für ein nachhaltiges Produkt zu viel davon.
Zu den Punkten, die Organic Cotton nachhaltiger als konventionelle Baumwolle machen, zählen:
- Verzicht auf chemische Dünger, die den Boden belasten
- Verzicht auf Monokulturen, die sich nachteilig auf die Nährstoffe im Erdreich auswirken
- Verbot von Pestiziden, die Flora und Fauna in Mitleidenschaft ziehen
- Einsatz von natürlichen Düngemitteln
Tipp 3: Bio-Baumwolle per Hand gepflückt trägt zur Nachhaltigkeit bei. Durch den manuellen Vorgang erhöht sich im Vergleich zur maschinellen Ernte die Qualität der Gewebe. Diese wirkt sich positiv auf die Lebensdauer der produzierten Kleidung aus, was die Erfordernis von Neukäufen verringert. |
Fazit
Bio-Baumwolle verbraucht als nachhaltige Alternative zu Baumwolle im Anbau weniger Wasser. Gleichzeitig schont die ökologische Landwirtschaft die Böden, da sie auf Pestizide, chemische Dünger und genveränderte Pflanzen verzichtet. Verbraucher erkennen überwiegend aus Organic Cotton bestehende Kleidungsstücke an IVN-, OCS-Organic-100- oder das GOTS-Siegeln.