Wie hilft Minimalismus bei einem nachhaltigen Lebensstil?

Ein voller Kleiderschrank. Einfach mal ausmisten, denn Minimalismus und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. Foto: ©photology1971 / stock adobe

Minimalismus heißt der Lebensstil, der mehr Ordnung und Übersicht in vollgestopfte Wohnungen bringen soll. Rund 10.000 Dinge besitzt der durchschnittliche Europäer, behaupten zahlreiche Artikel zum Thema Nachhaltigkeit.

Eine Studentin, die diese These auf die Probe stellen wollte, scheiterte an dem Arbeitsaufwand, den das Zählen ihrer Besitztümer mit sich brachte. Was ihr das Experiment jedoch verriet: Sie sammelte wie die meisten Menschen in Deutschland eine ganze Menge an.

Aussortieren als erster Schritt zum Minimalismus

Minimalismus bedeutet, den Überfluss bewusst zu meiden und sich auf das Notwendige zu beschränken. Allerdings sieht es in der Mehrzahl der europäischen Haushalte anders aus. Im Rahmen eines Fotoprojekts zählte eine belgische Fotografin ihre Besitztümer und kam auf mehr als 12.700 Dinge.

Die schiere Anzahl an nützlichen und unnützen Habseligkeiten im eigenen Zuhause erhöht die Gefahr von:

  • Unordnung
  • Chaos
  • Stress

Den Zusammenhang einer unordentlichen Umgebung und psychischer Belastung belegen mehrere Studien. Laut diesen kann Chaos bewirken, dass sich Menschen weniger geborgen, gestresst und unglücklich fühlen.

Um in der Wohnung mehr Ordnung zu schaffen, hilft der minimalistische Ansatz: weniger ist mehr. Volle Schränke, verstopfte Schubladen und überladene Regale erschweren das Aufräumen. Daher ergibt es Sinn, die eigenen Besitztümer gründlich zu durchforsten und Unbrauchbares auszusortieren.

Altlasten entsorgen und mehr Platz in der Wohnung schaffen

Zu den Dingen, die sich in vielen Wohnungen stapeln, gehören unnütze Gegenstände ohne ideellen oder materiellen Wert. Darunter befinden sich:

  • wenig beachtete Dekorationsstücke
  • längst vergessene Urlaubsmitbringsel
  • veraltete Technik
  • ungeliebte Geschenke

Solche Altlasten ohne Mehrwert bleiben verborgen hinter Schranktüren oder vergessen in einer Zimmerecke. Dennoch nehmen sie unnötig Platz weg und fördern Unordnung.

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Während eines gründlichen Wohnungsputzes empfiehlt es sich, die eigenen Habseligkeiten kritisch unter die Lupe zu nehmen und in folgende Kategorien zu gliedern:

  • Dinge, die nützlich sind
  • Dinge, die glücklich machen
  • Dinge, auf die beides nicht zutrifft

Gegenstände, die weder einen Nutzen noch einen emotionalen Wert besitzen, gehören aussortiert. Sofern sie noch funktionieren, taugen sie zum Verkaufen oder Verschenken. Kaputte oder veraltete Besitztümer landen im Abfall.

Tipp: Der Hausmüll eignet sich nicht, um alte Technik zu beseitigen. Vor dem Großreinemachen hilft ein Blick auf einfache Tipps, um die defekte Elektrozahnbürste, den kaputten Handstaubsauger oder den alten Laptop zu entsorgen.

Minimalismus und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand

Das Vorhaben, minimalistisch zu leben, hilft dabei, sich vom Überfluss zu trennen. Gleichzeitig verhindert der Minimalismus, dass sich erneut eine unübersichtliche Menge an Besitztümern ansammelt. Statt Alltagsgegenstände oder Kleidung neu zu kaufen, versuchen Minimalisten, Defektes auszubessern oder mithilfe weniger Neuanschaffungen zu reparieren.

Damit mehr Minimalismus und Nachhaltigkeit im Kleiderschrank einziehen, kommen die folgenden Tipps infrage:

  • vorhandene Sachen so lang wie möglich anziehen
  • beschädigte Kleidungsstücke selbst flicken oder zum Schneider geben
  • alte Kleidung wieder aufbereiten oder umändern

Laut einer Greenpeace-Studie treffen die ersten beiden Punkte bei Befragten auf große Zustimmung. Am Upcycling alter Kleidung zeigten 2022 zumindest 38 Prozent der Studienteilnehmer Interesse.

Den Kleiderschrank verschlanken – fünf Tipps abseits des Wegwerfens

Zu den Dingen, die in vielen Haushalten vom „Ausmisten“ profitieren, zählt ein übervoller Kleiderschrank. Durchschnittlich befanden im Jahr 2022 rund 90 Kleidungsstücke im Besitz eines Deutschen. Von diesen wird ein Großteil selten oder fast nie getragen. Zu dem Ergebnis kam eine Greenpeace-Befragung, die die Tragehäufigkeit von Textilien in den Jahren 2015, 2019 und 2022 verglich.

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Selten getragene Kleidung nimmt im Schrank Platz weg. Hängen die Kleidungsstücke dadurch dicht an dicht, entsteht optisch ein unnötiges Chaos. Abhilfe schafft das Aussortieren der Garderobe. Doch wohin mit den ausrangierten Textilien? Diese fünf Tipps helfen, sie vor der Abfalltonne zu retten:

  1. Kleidung umfunktionieren: Schere, Nähmaschine, ein wenig Geschick und Kreativität reichen für das Upcycling ungeliebter Kleidungsstücke. Die richtigen Handgriffe, um Shirt, Rock oder Hose umzunähen, verraten zahlreiche Online-Tutorials. Mit ihrer Hilfe gelingt es, ein Kleid zu einer Bluse umzuwandeln oder die durchlöcherte Jeans zu Shorts zu kürzen.
  2. Kleidung online verkaufen: Wenig getragene Kleidungsstücke, die sich in gutem Zustand befinden, können Geld einbringen. Online gibt es mehrere Plattformen, auf denen die Textilien einen neuen Besitzer finden.
  3. Kleidung auf einem Flohmarkt anbieten: Als Alternative zum Onlineverkauf gebrauchter Kleidungsstücke kommt ein Flohmarkt infrage. Der Vorteil besteht im persönlichen Kundenkontakt, der den Verkaufserfolg erhöhen kann.
  4. Kleidung verschenken: Alte Textilien, die trotz eines guten Zustands keinen Käufer finden, eignen sich zum Spenden. Ebenso lohnt sich die Nachfrage, ob Verwandte oder Freunde an den Kleidungsstücken Gefallen finden.
  5. Kleidung auf einer Tausch-Party umtauschen: Um trotz minimalistischem Lebensstil an „neue“ Kleidungsstücke zu gelangen, empfiehlt sich eine Tausch-Party mit Freunden oder einer Tauschgruppe. Das Tausch-Prinzip funktioniert ebenfalls mit Parfüm, Kosmetik und Pflegeprodukten sowie Alltagsgegenständen.

Die fünf Tipps verhelfen gebrauchter Kleidung zu einem zweiten Leben. Sie verhindern dadurch, dass durch das unnötige Wegwerfen Ressourcen verloren gehen.

Minimalismus und Neukauf schließen sich nicht aus

Minimalisten verzichten nicht komplett auf Konsum. Allerdings überlegen sie vor dem Neukauf von Kleidung und anderen Dingen, ob sie diese wirklich brauchen. Das bewusste Kaufverhalten spart Ressourcen, schont die Brieftasche und beugt einem erneuten Chaos in der Wohnung vor.

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Fazit

Minimalismus ist der Gegenentwurf zum Überkonsum. Der bewusste Verzicht auf unnötige Käufe bringt mehrere Vorteile mit sich – darunter mehr Nachhaltigkeit. Gleichzeitig hilft der Minimalismus dabei, sich von unnützen Dingen zu trennen und leichter Ordnung in der Wohnung zu schaffen.

Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).