EPR: Was ist die erweiterte Herstellerverantwortung?

Durch die erweiterte Herstellerverordnung ERP kann Verpackungsmüll erheblich reduziert werden. Foto:© Victoria М / stock adobe

Es gibt eine Menge Baustellen in Sachen Klima- und Umweltschutz auf der Welt. Von Rentieren in der Mongolei, die vom Klimawandel bedroht sind, bis hin zu Zugvögeln, die aufgrund der klimatischen Veränderungen ihre Wanderrouten nicht mehr zur richtigen Zeit befliegen – der Klimawandel hat schon jetzt eine Menge Schaden auf unserem Planeten angerichtet.

Ein riesiges Problem in Sachen Umweltschutz sind der Verpackungsmüll und der alte Schrott, die Jahr für Jahr gesammelt werden und leider noch immer in großen Mengen in der Natur oder in den Weltmeeren landet. 4,8 – 12,7 Millionen Tonnen Plastik sind es pro Jahr – so das WWF. Dabei ist jedes Kilo Plastikmüll im Meer zu viel. Denn Plastik schadet nicht nur der Umwelt, es verletzt auch Seevögel und Fische – oftmals verenden die Tiere elendig, weil sie das Plastik gefressen haben und es sich im Körper nicht zersetzen kann.

Auch die Menge des Mikroplastiks im Meer nimmt immer mehr zu. Das die Fische im Meer dieses in sich aufnehmen und damit angereichert werden, wirkt sich auch auf die menschliche Gesundheit aus. Wer nicht grade vollkommen vegetarisch oder gar vegan lebt, der ist mit Sicherheit schon mit dem einen oder anderen Gramm Mikroplastik in Berührung gekommen – natürlich ohne es zu merken.

Verpackungsmaterial in Supermärkten

Wenn man sich im Supermarkt heute so umsieht, stellt man fest, dass sich in Sachen Verpackungsmaterial bereits eine ganze Menge getan hat. Viele Produkte sind heute schon lange nicht mehr so verschwenderisch verpackt, wie das noch vor einigen Jahren der Fall war. Dennoch haben die Gesetzgeber in der EU und in anderen Teilen der Welt erkannt, dass es an der Zeit ist, in dieser Angelegenheit noch etwas mehr zu unternehmen.

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So wurde die erweiterte Herstellerverantwortung auf den Weg gebracht. Im folgenden Artikel wollen wir Ihnen zeigen, was die erweiterte Herstellerverantwortung ist und wie sie sich auf verschiedene Geschäftszweige auswirken kann.

Was bedeutet EPR?

EPR ist eine Abkürzung, die für den Begriff „Extended Producer Responsibility“ steht. Zu Deutsch bedeutet das: erweiterte Herstellerverantwortung. Betroffen sind von der erweiterten Herstellerverantwortung eine Vielzahl von Unternehmen und Betrieben. Denn diese Herstellerverantwortung bezieht sich nicht nur auf Hersteller und Produzenten. Auch Online-Händler, die Produkte im Ausland kaufen und in Deutschland wieder verkaufen, können von dieser Verantwortung betroffen sein.

In Deutschland gibt es verschiedene Produkttypen, die unter die Regelungen der ERP fallen. Diese drei Produkttypen sind:

  • Elektro- und Elektronikgeräte
  • Batterien und Akkumulatoren
  • Verpackungsmaterialien

Das Ziel der EPR

Es gibt weltweit einfach zu viel Müll – und die Art und Weise, wie in den letzten Jahrzehnten konsumiert wurde, hat dazu beigetragen, dass diese Müllberge immer weiter angestiegen sind. Deshalb ist klar, dass es hierbei kein einfaches „weiter so“ geben kann und geben darf.

Das EPR zielt auf eine höhere Verantwortung der Hersteller und Wiederverkäufer. Denn diese sind es letztlich, die die Produkte in den Markt bringen und so eine hohe Mitverantwortung an den entstandenen Müllbergen haben. Dass eine Menge Unternehmen heute deutlich grüner und ökologischer denken als noch vor einigen Jahrzehnten ist eine gute und notwendige Entwicklung. Dass diese Entwicklung ohne staatliches Eingreifen viel zu langsam vonstattengeht, wenn sie unserem Planeten noch irgendetwas bringen soll, ist leider ebenso ein Fakt.

Größere Verantwortung der Unternehmen

Die EPR zielt daher auf eine größere Verantwortung der Unternehmen ab, ihre Produkte und Verpackungsmaterialien nicht mehr nur zu produzieren und danach die Konsumenten mit dem entstandenen Abfall allein zu lassen. Viel mehr sollen schon die Hersteller ihre jeweiligen Produkte in ein Kreislaufsystem integrieren, in dem die jeweiligen Materialien best-möglich wiederverwertet werden können.

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Auf den Müllkippen dieser Welt lagert zu 80 Prozent Müll, der wiederverwertet werden könnte. Einer zweiten Verwertung zugeführt werden davon gerade einmal 20 Prozent. Genau das möchte man mit den ERP Regelungen ändern.

Wie können Unternehmen die EPR erfüllen?

Jene Unternehmen, die beispielsweise ihre Produkte in Umverpackungen verkaufen, sind verantwortlich dafür, dass diese Umverpackungen anschließend wieder aus dem Verkehr gezogen und im Idealfall erneut verwertet werden können. Damit das in Deutschland funktionieren kann, gibt es sogenannte Duale Systeme.

Müll wird in Deutschland in den jeweils passenden Behältern (Bio-Tone, Restmüll-Tonne, Gelbe Tonne, Papier Tonne) gesammelt und anschließend von dem jeweiligen Müllentsorger vor Ort abgeholt.

In der Müllentsorgung wird der Müll dann weiter sortiert, und die jeweiligen Abfälle werden dem System zugeordnet, mit dem der entsprechende Hersteller einen Vertrag abgeschlossen hat. Die Hersteller finanzieren die weitere Entsorgung und Weiterverwertung der Umverpackungsumfälle über die Kosten aus ihren Verträgen mit den jeweiligen Systemen. Damit das funktioniert, ist eine EPR Registration erforderlich.

Wie wirkt sich die Verpflichtung aus der EPR auf Online-Händler aus?

Wenn ein Hersteller aus einem Nicht-EU-Land Waren an Sie als Online-Händler verkauft, müssen Sie sich die EPR-Registrierung von diesem Hersteller bestätigen lassen. Liegt keine solche Registrierung vor, sind Sie als Händler selbst dafür verantwortlich, dass Sie die entsprechenden Produkte registrieren lassen.

Damit ist es also zweitrangig, ob Sie Ihre selbstgemachte Handcreme oder ein selbst hergestelltes Mundwasser verkaufen möchten oder ein Produkt aus China unter eigenem Label – die EPR Registration ist in all diesen Fällen unerlässlich. Das ist gerade für Online-Händler, die ihr Geschäft nebenberuflich betreiben möchten, nicht immer alles einfach zu händeln.

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Eine Hilfe können beispielsweise die 10-W-Fragen der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister sein. In den meisten Fällen macht es aber grade für kleinere Online-Händler Sinn, ein Unternehmen mit der Betreuung der eigenen Produkte in Sachen EPR zu beauftragen.

Fazit

EPR ist ein gutes Hilfsmittel auf dem Weg hin zu einem ökologischeren und nachhaltigeren Umgang der Hersteller und Produzenten mit Verpackungsmaterial und anderen EPR-pflichtigen Produkten.

Leider ist das System hinter den Regelungen der erweiterten Herstellerverantwortung gerade für kleinere Unternehmer, die ihr Business nebenberuflich betreiben, eher schwer zu verstehen. Aus diesem Grund kann das Heranziehen von Experten in diesem Bereich Ihnen die Arbeit erleichtern und für mehr Rechtssicherheit in Bezug auf Ihre Produkte und deren Vertrieb sorgen.

Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).