Rentiere in der Mongolei – vom Klimawandel bedroht

Rentiere Mongolei
Rentiere Mongolei

Jetzt leiden sogar die Rentiere in der Mongolei unter dem Klimawandel. Weil Eisflächen verschwinden, sind Menschen und Tiere der Region in ihrer Lebensweise bedroht.

 

Diejenigen, die absolut nichts zum Klimawandel beigetragen haben, leiden als erstes und am stärksten. Es sind Rentierhirten und ihre Tiere im Norden der Mongolei. Sie leben bis heute gemäß ihren Traditionen. Doch seit dem Jahr 2016 hat sich etwas drastisch verändert: Seitdem verschwinden im Hochsommer die Eisflächen, die seit jeher ein wichtiger Rückzugsort waren. Die Rentiere fanden Wasser und Abkühlung, während Mensch und Tier vor Mücken geschützt waren.

Das ist nun vorbei. Denn die „Munkh“ genannten Eisfelder der nördlichen mongolischen Steppe gibt es jetzt nicht mehr. Die 30 Familien vom Volk der Dukha sagen, dass sie so etwas noch nie gesehen hätten. Sie bekommen die Folgen des Klimawandels in voller Härte zu spüren. Denn in der Mongolei schreitet die Erwärmung mit am schnellsten voran. Schon jetzt lägen die Sommertemperaturen dort ganze 1,5 Grad über denen des 20. Jahrhunderts. Und das ist wirklich nicht lange her.

Schwindende Eisflächen bedrohen Gesundheit der Rentiere in der Mongolei

Da die Tiere nicht ausreichend Abkühlung finden, leiden sie sehr unter der Hitze. Sogar die Gesundheit der Rentiere ist also durch die fehlenden Eisflächen direkt bedroht. Damit ist auch die traditionelle Lebensweise der Rentierhirten in Gefahr – denn ihre Herden waren seit jeher ein wichtiger Teil ihrer Lebensgrundlage. Forscher vermuten, dass die überlieferte Art zu leben, hier seit rund 3.000 Jahren auf diese Weise stattgefunden hat.

Die Eisflächen bergen überdies zahlreiche archäologische Fundstücke, die aus der Mitte des letzten Jahrhunderts rühren oder noch älter sind. Auch diese werden durch das Schmelzen der Eisflächen freigelegt. Die Gegenstände aus Holz seien Angelgeräte oder Stöcke, die zur traditionellen Rentierjagd verwendet wurden. So lange die Holz-Artefakte im Eis verborgen waren, waren sie konserviert. Nun, nachdem sie freigelegt wurden, verfallen sie schnell. Forscher bedauern dies, da Archäologie nicht erneuerbar sei: Fundstücke, die aufgrund des geschmolzenen Eises zerstört würden, seien für immer verloren.

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Doch vielleicht ist es nicht nur die Vergangenheit, die hier verloren ist. Möglicherweise ist aufgrund des Klimawandels auch die Zukunft der lange bewährten Art zu leben für die Rentier-Hirten bald für immer vorbei.

Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).