Forscher fanden Mikroplastik an der Arktis. Wie kommt Plastik in so entlegene Regionen? Gute Frage, einfache Antwort. Dafür sind wir selbst verantwortlich.
Mikroplastik ist in aller Munde – gemäß einem kürzlich veröffentlichten Forschungsergebnis möglicherweise sogar wortwörtlich. So berichtet die aktuelle Ausgabe des Fachblatts „Science Advances“ über Mikroplastik im Schnee. Forscher des Alfred-Wegener-Institutes in Bremerhaven hätten dort mithilfe einer modernen Infrarotspektroskopie Kunststoffpartikel nachgewiesen.
Unterschiedliche Schneeproben stammten aus Bayern, Bremen, Helgoland und den Schweizer Alpen und der Arktis. Die bayerische Probe sei an einer Landstraße entnommen worden und sei der Spitzenreiter: mit mehr als 150.000 Plastikteilchen pro Liter. Überraschend sei gewesen, dass auch in der Probe, die aus der entlegenen Arktis stammte, mehr 14.000 Plastikpartikel gefunden worden seien. Diese kleinen Plastikpartikel entstünden, so „Science Advances“, aus Plastikmüll in den Meeren. Dort würden sie durch Wellenschlag und UV-Strahlung zu dem bekannten Mikroplastik zersetzt. Über alle Optionen ihrer Verbreitung jedoch herrschte bis vor wenigen Monaten Unkenntnis.
Woher stammt das Plastik in Eiskernproben?
Anlass für die intensive Untersuchung ist offenbar das Erstaunen über Plastikpartikel in einer 2016 am nördlichen Polarkreis entnommene Eiskernprobe gewesen. Die Forscher hatten sich damals nicht erklären können, wie die Plastikverschmutzung in dieser abgelegenen Gegend entstanden sein könnte. Die Lösung des Problems lieferten Forscher aus Frankreich. Sie hatten vor einigen Monaten entdeckt, dass Plastikteilchen in die Atmosphäre aufsteigen – und nicht nur durch Wind und Wasser verteilt würden.
In der Atmosphäre ist eine wesentlich weitere Verbreitung von Mikroplastik möglich. Sie können so in den Pyrenäen landen – oder eben in der Arktis. Die Forscher aus Bremerhaven konnten nun belegen, dass die Verteilung von Mikroplastik regional, global und vor allem in allen räumlichen Dimensionen vonstatten geht und somit auch im Schnee transportiert wird. In der Untersuchung der Verbreitung von Mikroplastik beriefen die Forscher sich auf Ergebnisse einer früheren Untersuchung zur Verbreitung von Pollenkörnern, die demnach ebenfalls über die Luft von den mittleren Breitengraden bis in die Arktis wanderten. Der Vergleich ist möglich, da die Größe von Pollen und Mikroplastikpartikeln in etwa gleich ist.
Trinken wir Mikroplastik?
Wenn feinste Plastikpartikel bis in die entlegensten Regionen der Erde verbreitet werden und sogar in Tieren nachgewiesen wurden, liegt die Frage nahe: Sind wir Menschen durch Mikroplastik gefährdet? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnt an, dass der Kampf gegen die Plastikverschmutzung intensiviert werden muss, um Gesundheitsfolgen zu verhindern. Dennoch sei aktuell Mikroplastik im Trinkwasser noch keine Gefahr – werde aber das Tempo der Plastikverschmutzung nicht stark gedrosselt, seien gesundheitliche Auswirkungen möglich.