Nachhaltige Dacheindeckung – ökologisch

Eine günstige Gelegenheit für nachhaltige Dacheindeckung. Foto maginnis via Twenty20
Eine günstige Gelegenheit für nachhaltige Dacheindeckung. Foto maginnis via Twenty20

Nachhaltige Dacheindeckung – gibt es so etwas überhaupt? Diese Frage beantwortet unser Ratgeber.

Nachhaltigkeit ist ein Wort, das sich in den letzten zehn Jahren überall im deutschen Sprachschatz ausgebreitet hat. Dabei ist damit gar nicht immer dasselbe gemeint. Da ist die Rede von „nachhaltiger Bildung“ oder von „nachhaltigem Wirtschaften“. Beides meint im Prinzip lediglich, dass die Bildung hochwertig und das Wirtschaften sinnvoll und mit Weitblick erfolgen sollen. Aber mit dem „Modewort“ nachhaltig versehen, bekommt das ganze gleich eine ganz andere Bedeutung.

Denn echte Nachhaltigkeit ist heute bedeutungsschwerer denn je. Letztlich ist es nur die komplette Umstellung auf einen wirklich nachhaltigen Lebensstil, der unsere Welt vor den Auswirkungen massiver globaler Klimaveränderungen bewahren kann. Da wundert es nicht, dass neben den „Trittbrettfahrern“, die dieses Wort gern für ihre eigene Agenda verwenden, auch immer mehr Branchen die echte Nachhaltigkeit für sich entdecken. Auch im privaten Haushalt hat das Thema Nachhaltigkeit stärker Einzug gehalten.

Schon gewusst

Der moderne Begriff der Nachhaltigkeit kommt aus dem Bereich der Ressourcennutzung und meint einen Einsatz aller verwendeten Ressourcen unter Berücksichtigung von sozialen, ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten. Die Schnittmenge dieser drei Faktoren stellt im Endeffekt echtes nachhaltiges Handeln dar. So wird die natürliche Regenerationsfähigkeit aller beteiligten Systeme gewahrt.

Ein Bereich, in dem lange Jahre viel zu wenig auf Nachhaltigkeit im modernen Sinn geachtet wurde, ist die Baubranche. Umso erfreulicher ist daher der Umstand, dass gerade der Bereich des umweltbewussten Bauens immer ausgeprägter wird. Unter dem Siegel „Green Buildings“ wurden im Jahr 2016 Bauten mit einem Marktvolumen von weltweit 166 Milliarden Euro errichtet. Bis zum Jahr 2025 rechnet man mit einer Verdopplung dieser Summe – mindestens.

Auch wenn für den Status „Green Building“ alle Bestandteile einer Immobilie genau unter die Lupe genommen werden, können auch Hausbesitzer in Deutschland bei einer notwendigen Sanierung oder einem geplanten Umbau eine Menge für die Nachhaltigkeit ihres Gebäudes tun. Zum Beispiel durch eine nachhaltige Dacheindeckung und die Verwendung umweltfreundlicher Dämmstoffe.

Umweltfreundliche Dämmstoffe fürs Dach

Bei der Auswahl des richtigen Dämmstoffes fürs Dach spielten lange vor allem der Brandschutz und die Dämmeigenschaften eines Dämmstoffes die größte Rolle. Heute schaut man bei der Auswahl auch verstärkt auf ökologische Gesichtspunkte. Unter diesen kristallisieren sich vor allen Dingen drei Dämmstoffe als besonders nachhaltig heraus. Diese wären die:

  • Holzfaserdämmung
  • Seegrasdämmung
  • Hanfdämmung

Wir haben hier die wichtigsten Informationen zu den einzelnen Dämmstoffen einmal für Sie zusammengetragen.

Die Holzfaserdämmung – ein kleines ökologisches Wunderwerk

Holz verfügt ohnehin über starke wärmedämmende Eigenschaften – warum sollte man diese also nicht auch im Rahmen der Dachdämmung verwenden? Holzfaserdämmung besteht dabei zu mindestens 85 Prozent aus Holzfasern. Diese wiederum werden oftmals aus Restholz von Nadelbäumen gewonnen. Den Dämmstoff gibt es sowohl als Dämmmatten als auch als loses Material für eine Einblasdämmung.

Vorteile:

  • Holzfaserdämmungen bieten eine sehr gute Wärmedämmung und einen erstklassigen Schallschutz
  • Holzfasern speichern Wärme und geben diese verzögert wieder ab – damit bieten sie so etwas wie eine eigene Heizung
  • Die Dämmplatten sind sehr flexibel und lassen sich einfach in Zwischenräumen verarbeiten
  • Die guten Dämmeigenschaften halten im Winter warm und im Sommer die Innenräume angenehm kühl
  • Holzfasern sorgen für ein gesundes Raumklima
  • Die Fasern sind feuchtigkeitsregulierend, was einer möglichen Schimmelbildung vorbeugt

Nachteile:

  • Eine Holzfaserdämmung kostet mehr als die Verarbeitung herkömmlicher Dämmstoffe
  • Damit eine Holzfaserdämmung feuerfest ist, müssen Zusätze von Borsalz oder Ammoniumsulfat zugeführt werden

Die Seegrasdämmung

Deutlich weniger verbreitet als die Holzfaserdämmung ist die Seegrasdämmung, da dieser Dämmstoff unter den Baustoffen noch vergleichsweise jung ist. Ein großer Pluspunkt liegt hier allein schon in der Beschaffenheit des Seegrases. Da der Baustoff aus dem Meer gewonnen wird, ist das Seegras sehr salzhaltig. Aus diesem Grund hat es hervorragende Brandschutzeigenschaften.

Übrigens

Seegras wurde erst 2010 als Baustoff zugelassen. Auf die Idee, einen Dämmstoff aus Seegras zu entwickeln, kam der Karlsruher Architekt Richard Meier. Er beobachtete, dass die Seegrasansammlungen, die an vielen Stränden herumliegen und die im Allgemeinen als „Neptunbälle“ bezeichnet werden, nicht brennen. Es folgte eine Reihe von Experimenten in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut an deren Ende die Entwicklung der ersten Seegrasdämmung stand.

Vorteile:

  • Seegras ist ein hervorragender Wärmespeicher und bietet im Sommer auch sehr guten Schutz gegen die Hitze
  • Seegras bietet einen natürlichen Brandschutz
  • Der Dämmstoff ist auch sehr gut als Trittschalldämmung geeignet, da er einen starken Schallschutz bietet
  • Seegras ist von Natur aus resistent gegenüber Schimmel und hilft bei der Entstehung eines sehr guten ökologischen Raumklimas

Nachteile:

  • Die Nachhaltigkeit von Seegrasdämmungen wird zuweilen diskutiert, da für die Produktion Seegras aus dem gesamten Mittelmeerraum importiert werden muss. Die Herstellung des Dämmstoffes hingegen erzeugt einen so geringen CO2-Ausstoß, dass damit die Gesamtbilanz dieses Dämmstoffes immer noch deutlich besser ist als die der meisten anderen Dämmstoffe.
  • Die Kosten liegen relativ hoch
  • Hier besteht nur eine vergleichsweise geringe Druckbelastbarkeit

Die Hanfdämmung

Eine wichtige Information vorweg: Eine Hanfdämmung hat nichts mit „Gras“ oder dem klassischen „Joint“ zu tun. Für die Herstellung des Dämmstoffes werden die Stängel und zerbröselten Bestandteile sehr THC-armer Hanfsorten verwendet. Es kann also in keinem Szenario irgendeine berauschende Wirkung von einer Hanfdämmung ausgehen.

Der schlechte Ruf, den Hanf als Grundlage für den Drogenkonsum vieler Jugendlicher in den vergangenen Jahrzehnten hatte, dürfte einer der Gründe dafür sein, dass dieser Dämmstoff sich bislang auf dem Markt nur sehr bedingt durchgesetzt hat – trotz all seiner offenkundigen Vorteile. So wächst Hanf beispielsweise außerordentlich schnell nach. Unter guten Bedingungen können Hanfpflanzen auf dem Feld innerhalb von vier Monaten vier Meter lang werden. Hier sind zwei Ernten im Jahr möglich, was einen fortlaufenden Nachschub dieses Rohstoffes gewährleistet.

Vorteile:

  • Die grob gepressten Fasern bieten hervorragende Dämmeigenschaften
  • Die Dämmung speichert Wärme und gibt diese anschließend langsam wieder ab
  • Hervorragende CO2-Bilanz
  • Hilft bei der Regulierung der Luftfeuchtigkeit und schafft ein gutes Raumklima
  • Bestens geeignet für die Sanierung von Altbauten
  • Hanfdämmung ist robust und schimmelfrei
  • Hervorragende Schalldämmung

Nachteile:

  • Eine fachgerechte Verarbeitung ist hier besonders wichtig, da die Belüftung sehr wichtig ist
  • Damit ein ausreichender Brandschutz gegeben ist, müssen Zusatzstoffe wie Borsalz beispielsweise verarbeitet werden

Nachhaltige Dacheindeckung

Neben den nachhaltigen Möglichkeiten der Dämmung können Sie auch die gesamte Dacheindeckung im Rahmen einer Sanierung nachhaltig eindecken. Zur nachhaltigen Dacheindeckung eignen sich beispielsweise die folgenden Baustoffe:

  • Betondachstein
  • Metalldächer
  • Schieferdach
  • Solardachziegel

Betondachsteine

Im Gegensatz zu klassischen Dachziegeln werden Betondachsteine nicht gebrannt, sondern lediglich bei 60 Grad Celsius ausgehärtet. Damit haben Betondachsteine eine deutlich bessere CO2-Bilanz als ursprüngliche Dachziegel.

Vorteile:

  • Ein Betondachstein hat ein Gewicht von rund 4 kg, was ihn besonders gut aufliegen lässt und damit Sturmschäden eher unwahrscheinlich macht
  • Betondachsteine sind ein sehr günstiger Baustoff
  • Die glatte Oberfläche der Steine verhindert ein Absetzen von Moos und anderem Schmutz
  • Betondachsteine sind besonders robust und bruchfest

Nachteile:

  • Kein Naturprodukt und daher nicht atmungsaktiv
  • Betonstein kann im Alter porös werden
  • Aufgrund des Gewichts der Steine muss die Dachkonstruktion besonders tragfähig sein, was wiederum kostspieliger im Bau sein kann

Metalldächer

Der Begriff Metalldach ist eher ein Überbegriff für eine ganze Reihe verschiedener Dächer aus unterschiedlichen Metalllegierungen. Diese sind vor allem aufgrund ihrer Langlebigkeit besonders nachhaltig. Auch der Umstand, dass sie zumeist aus recycelbaren Materialien hergestellt werden, wirkt sich positiv auf die Umweltbilanz dieses Baustoffes für die nachhaltige Dacheindeckung aus. Anbieter wie Hoffmann Trapezbleche bieten eine breite Palette unterschiedlicher Metalldächer an. Bei den verschiedenen Legierungen und Gestaltungsmöglichkeiten dieser Dacheindeckung ist sicherlich für jeden Geschmack das Passende dabei.

Vorteile:

  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Metalldächer sind besonders langlebig
  • Da sie sehr leicht sind, muss bei einer Dachsanierung in der Regel der Dachstuhl nicht erneuert oder verstärkt werden – das senkt die Kosten erheblich
  • Das Aufbringen einer Eindeckung aus Metall kann oftmals auch von einem geübten Hobbyhandwerker vorgenommen werden und ist in der Regel leichter als das Eindecken mit Dachziegeln beispielsweise

Nachteile:

  • Manche Metalle wie Blei oder Aluminium sind von der Ökobilanz und der Nachhaltigkeit her eher problematisch

Schieferdach

Schiefer ist nicht nur ein hundertprozentiges Naturprodukt – die Ökobilanz in der Herstellung ist auch außergewöhnlich gut. Schieferstein wird direkt im Bergwerk abgebaut. Dabei sind keine Bindemittel oder Ähnliches erforderlich. Da es überall auf der Welt und auch in fast allen europäischen Ländern Schiefervorkommen gibt, sind die Lieferwege hier besonders kurz. Da keine Zwischenschritte bei der Verarbeitung erfolgen müssen, sind auch keine zusätzlichen Transporte notwendig.

Vorteile:

  • Besonders langlebig – Schieferdächer werden oft mehr als 100 Jahre alt
  • Da Schiefer ein reiner Naturstoff ist, ist die Entsorgung hier besonders leicht
  • Wenn Schieferschindeln ausgedient haben, können sie als Schiefermehl oder Schiefersplitt weiterverwendet werden

Nachteile:

  • Oftmals ist eine Vorschalung notwendig, um ein Schieferdach eindecken zu können
  • Je nach Deckart kann die nachhaltige Dacheindeckung mit Schiefer vergleichsweise teuer werden

Solardachziegel

Solardachziegel sind ähnlich gestaltet wie Photovoltaikanlagen – nur das sie eben in der Größe eines Dachziegels daherkommen. Technisch sind die gleichen Gegebenheiten vorhanden – es ist einfach eine andere Optik. Dabei sorgt die Dacheindeckung für eine gute Stromversorgung Ihres Haushaltes und allein durch die Produktion von Strom schon eine nachhaltige Art der Dacheindeckung.

Vorteile:

  • Sie sind deutlich unauffälliger als eine klassische Photovoltaikanlage
  • Die Ziegel lassen sich bei Bedarf einzeln austauschen
  • Im Neubau liegen die Kosten etwa 14 Prozent höher als bei der Verwendung einer Photovoltaikanlage
  • Auch für Immobilien im Denkmalschutz können Solardachziegel verwendet werden

Nachteile:

  • Jede einzelne Solarzelle kann eine Störung aufweisen – auch die Steckverbindungen sind hier anfälliger
  • Die Fehlersuche kann dabei schnell zu einem zeitaufwendigen und teuren Puzzlespiel werden
  • Wenn Solarziegel in einem Bestandsbau eingesetzt werden sollen, ist der Preisunterschied zu einer klassischen Photovoltaikanlage wegen notwendiger zusätzlicher Umbauten am Dachstuhl oftmals deutlich größer

Fazit – es gibt zahlreiche Möglichkeiten der nachhaltigen Dacheindeckung

Wenn Sie Ihr Dach nachhaltig eindecken möchten, haben Sie dazu verschiedene Möglichkeiten. Dabei können Sie bereits bei der nachhaltigen Dämmung beginnen – und je nach Vorliebe direkt etwas für den Brandschutz und für einen niedrigeren Energiebedarf zum Heizen im Winter tun. Bei der nachhaltigen Dacheindeckung selbst haben Sie die Wahl zwischen Naturmaterialien, besonders langlebigen Metalldächern oder Solardachziegeln, die Sie außerdem – ähnlich wie Solar-Teichpumpen oder andere Solarstromerzeuger – ein Stück weit unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung machen.