Nachhaltig im Internet surfen – ist das möglich? Schon kleine Veränderungen senken den täglichen Energieverbrauch bei der Nutzung digitaler Technologien.
Unsere Tipps im Beitrag helfen, Strom zu sparen und den CO2-Fußabdruck zu minimieren.
Warum ist Nachhaltigkeit im Internet nötig?
Die Antwort auf alle brennenden Fragen ist nur einen Mausklick entfernt. Google und andere Suchmaschinen beantworten in Sekunden Suchaufträge, zeigen Videos und Bilder.
Nutzer scrollen sich durch die Social-Media-Kanäle, versenden E-Mails oder streamen die Lieblingsserie bei Netflix. Um die zahlreichen Optionen, die das Internet bereithält, möglich zu machen, bedarf es eines enormen technischen Aufwands.
In unzähligen Rechenzentren laufen die Computer auf Hochtouren, um Daten zu verarbeiten, zu speichern und zu verschicken. Diese und die erforderlichen Kühlsysteme verbrauchen viel Energie. Stammt sie nicht aus regenerativen Quellen, hinterlassen die Rechenzentren einen großen CO₂-Abdruck.
Um die gewaltige Höhe des Stromverbrauchs bei der Internetnutzung zu verdeutlichen: Eine Suchanfrage bei Google verbraucht 0,0003 Kilowatt Strom. Die Zahl für sich gesehen ist nicht hoch. Allerdings beantwortet die Suchmaschine pro Sekunde auch etwa 65.000 Suchanfragen von anderen Nutzern. Das sind 19,5 Kilowatt in nur einem Augenblick.
Um 5,5 Milliarden Suchanfragen pro Tag zu beantworten, benötigen die Serverfarmen viel Strom. Daher ist es wichtig, dass jeder Einzelne seinen Beitrag leistet, um nachhaltig im Internet zu surfen.
Deutlich energieintensiver als das Googeln ist das Streamen von Filmen, Dokus und Serien. Laut Forschern des französischen Thinktanks „The Shift Project“ verursachte das Streaming allein im Jahr 2018 weltweit 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid und andere Treibhausgase.
CO2-Ausstoß rund ums Internet
Das Internet und die dafür notwendige IT-Struktur erzeugen 4 Prozent des globalen CO₂-Ausstoßes – etwa so viel wie der Flugverkehr. Aufgrund des rasanten Branchenwachstums könnte sich dieser Wert bereits 2030 verdoppeln. Um das zu verhindern, forschen Wissenschaftler mit neuen Ansätzen, um das Surfen im Internet nachhaltiger zu machen.
In Experimenten versuchten sie, den Stromverbrauch für die Kühlung der Rechenzentren zu verringern, indem sie diese in kalte Regionen verlagerten oder im Ozean versenkten. Daneben forschen die Wissenschaftler nach Lösungen, um Abwärme aus den Serverfarmen nutzbar zu machen – etwa um Gebäude und Gewächshäuser zu beheizen.
Fakt ist: Damit das Internet klimaneutral wird, müssen alle Rechenzentren auf grüne Energie umsteigen.
Nachhaltig im Internet – Tipps für Green Surfing
Das Thema Nachhaltigkeit geht alle an, sei es bei der Vermeidung von Plastik, beim Hausbau mit ökologischen Materialien oder beim Einsparen von Heizkosten. Um nachhaltig im Internet zu surfen, empfehlen sich diese Strategien:
Nutze nachhaltige Suchmaschinen
Um seine Rechenzentren zu betreiben, verwendet Google zum größten Teil Erneuerbare Energien. Die Fußabdrücke nachhaltiger Suchmaschinen sind jedoch deutlich geringer:
- Die Suchmaschine Qwand setzt zu 100 Prozent auf Strom aus Erneuerbaren Energiequellen.
- Gexsi investiert die Einnahmen in Projekte, die zur Umsetzung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele beitragen.
- Ecosia verwendet 80 % des Einnahmenüberschusses, um gemeinnützige Organisationen zu unterstützen.
Tipp: Die täglichen Suchanfragen bei Google & Co. verursachen einen hohen Energieverbrauch in den Rechenzentren. Um nachhaltig im Internet zu surfen, empfiehlt sich das Speichern häufig genutzter Webadressen in den Lesezeichen, um wiederkehrende Suchanfragen zu vermeiden.
Download Links statt großer Dateien versenden
Große Dateien benötigen viel Speicherplatz im eigenen E-Mail-Programm. Gleichzeitig verbrauchen das Hochladen auf den Server des Empfängers und das Speichern viel Energie. Beim Versenden umfangreicher Dokumente ist es nachhaltiger, diese per Download-Link zu versenden.
Möglich macht es der Filehosting-Dienst WeTransfer, über den Nutzer kostenfreie Dateien versenden. Das Unternehmen hat ambitionierte Ziele. Um klimaneutral zu werden, will es bis 2025 seine Emissionen um 30 Prozent reduzieren und die anfallenden CO₂-Emissionen ausgleichen.
Nutzung von Streaming-Diensten reduzieren
Das Streamen von Filmen und Serien bei Netflix oder das Musikhören über Spotify erzeugt sehr hohe CO2-Emissionen. Um den eigenen Klimafußabdruck zu verringern, empfiehlt es sich, die Nutzung der Streamingdienste zu reduzieren und nach Möglichkeit die Lieblingstitel offline zu hören.
Die Bildschirmgröße des mobilen Endgerätes und die Qualität der Auflösung beeinflussen die Höhe des Stromverbrauchs beim Streamen. Streamen Nutzer auf dem Laptop oder Smartphone, ist der Verbrauch geringer als bei einem Großbildfernseher, gleiches gilt beim Streamen in Full-HD statt in 4K-Auflösung.
Tipp: Eine Alternative zu Amazon Prime, Disney + & Co. ist Zattoo. Der klimaneutrale Streaming-Anbieter betreibt seine Rechenzentren mit Ökostrom, eines davon ist an eine eigene Windkraftanlage angeschlossen.
Computer & Smartphone ausschalten
Den Rechner im Stand-by-Modus lassen, um bei Bedarf schnell Zugriff auf die Dateien zu haben? Das ist zwar praktisch, verbraucht jedoch Energie. Monitor, PC und Drucker haben im Schnitt eine Stand-by-Leistung von 10 Watt – pro Jahr wären das bei einer angenommenen Stand-by-Zeit von 22 Stunden täglich etwa 80 Kilowatt. Um Kosten und Energie zu sparen, ist es ratsam, Smartphone, Tablet und Computer bei Nichtgebrauch vollständig abzuschalten.
WLAN-Router nachts ausschalten
In den meisten Haushalten ist der WLAN-Router rund um die Uhr in Betrieb. Pro Stunde verbraucht dieser je nach Modell 6 bis 20 Watt. Bei einem Dauerbetrieb und einem Durchschnittspreis von etwa 0,42 Cent pro Kilowattstunde verursacht das Gerät Stromkosten in Höhe von 11 bis 44 Euro.
Schalten Nutzer den Router über Nacht für mindestens 6 Stunden ab, sparen sie 6 bis 11 Euro jährlich. Auch der Umwelt kommt das Abschalten zugute, denn der Router verursacht pro Jahr etwa 53 Kilogramm CO2-Äquivalente.
Energieeffiziente Geräte
Steht eine Neuanschaffung von Monitor, Rechner oder Laptop an, empfiehlt es sich, vor dem Kauf auf die Stromkosten zu achten. Geräte mit großem Bildschirm, hochwertiger Grafikkarte und leistungsstarken Prozessoren sind nicht nur bei der Anschaffung teurer – sie benötigen deutlich mehr Strom.
Um nachhaltig im Internet zu surfen, sollten die Komponenten den tatsächlichen Bedürfnissen des Nutzers entsprechen und nicht überdimensioniert sein. Und auch die Art des Gerätes ist entscheidend: Mini-PCs und Laptops verbrauchen im Vergleich zu klassischen Desktop-PCs weniger Energie.
Tipp: Siegel wie der Blaue Engel, das Gütesiegel TCO-certified oder Energy Star bieten Orientierung bei der Auswahl eines energieeffizienten Gerätes.
Eigene Website im Internet – Optimierung fürs Green Surfing
Immer mehr Menschen rund um den Globus wollen im Internet ihre Visitenkarten erstellen etwa mithilfe einer Webseite. Um die eigene Website nachhaltig zu betreiben, empfehlen sich diese Tipps:
Kleine Dateigrößen bei Bildern
Videos, Bilder und Animationen erhöhen die Datenmenge und benötigen entsprechend viel Speicherplatz. Der Energiebedarf steigt und somit auch die Emissionen. Um nachhaltiger im Internet zu surfen, ist es ratsam, die Dateigrößen von Fotos zu verkleinern. Das Komprimieren der Bilder verringert zwar die Größe, aber nicht die Auflösung.
Tipp: Beim Design der Website stellt sich immer auch die Frage, welchen zusätzlichen Nutzen der Betrachter aus den Inhalten zieht. Sind alle Videos und Bilder notwendig? Sind sie aussagekräftig? Eine schlanke, nachhaltige Website mit zeitlosem Design reduziert den CO2-Verbrauch.
Verzichten Webseitenbetreiber auf unnötige Fotos, Videos und aufwendige Grafiken, schwächen sie damit den Energieverbrauch im Sinne der Nachhaltigkeit ab.
Grüne Hoster nutzen
Um eine eigene Website ins Internet zu stellen, benötigen Nutzer einen Hoster. Grüne Webhoster betreiben ihre Server mit erneuerbaren Energien, darunter:
- Avalon Networks
- Greensta
- Lands Concepts
- SpaceNet
- webgo
- BIOHOST
- net
Teilweise bieten diese auch umweltbewusste Cloud-Dienste an, um nachhaltiger im Internet zu surfen.
Videos verkleinern oder als GIF darstellen
Verkleinern Nutzer Videos, senken sie den Energieverbrauch. Das Komprimieren verringert die Größe der Dateien ohne Qualitätsverlust. Eine Alternative zu Videos sind GIFs. Mit einem Konverter für Video to GIF erstellen Nutzer in kurzer Zeit Memes, Reaktions-GIFs und andere Kreationen in unterschiedlichen Dateigrößen.
Fazit
Um nachhaltig im Internet zu surfen, reichen kleine Veränderungen aus. Nutzer minimieren den CO2-Abdruck, indem sie Filme statt in 4K-Auflösung in Full-HD streamen, energieeffiziente Geräte verwenden oder häufig genutzte Webseiten mit einem Lesezeichen markieren, statt diese immer wieder neu bei Google zu suchen.
Tipp: Den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten Personen, die auf Ökostrom aus erneuerbaren Energien wie Solar-, Wind- und Wasserkraft umsteigen. Der Ausstoß an CO2 ist bei der Erzeugung nachhaltigen Stroms deutlich geringer als bei Energie aus fossilen Brennstoffen.