Bis zum Jahr 2050 fordert die EU einen Verkehr ohne Kohlenstoff-Emissionen. Berlin und Hamburg rüsten ihre ÖPNV-Flotten mit Elektrobussen bereits um.
Fortschritt in Richtung Klimaschutz: Der öffentliche Nahverkehr in Deutschlands einwohnerstärksten Großstädten ist auf einem guten und emissionsarmen Weg. Die Berliner BVG und der Hamburger HVV testen aktuell Elektrobusse im täglichen Einsatz. Wie ein Sprecher der BVG erklärt, ist man sehr zufrieden mit den Ergebnissen, da die Busse die vom Hersteller zugesagten Reichweiten problemlos einhielten – unter allen Witterungsbedingungen. Zwar sind Zwischenaufladungen im Depot notwendig, jedoch werde mit nur einer Aufladung eine Reichweite von rund 200 Kilometern erzielt.
Deutschlands größte Städte setzen im ÖPNV auf nachhaltigen Antrieb
In Hamburg hatte bereits im November 2018 der Batteriebus eCitaro von Mercedes-Benz als erster serienreifer Elektrobus den Anfang gemacht. Der eCitaro besitzt zehn Batteriemodule, die eine Gesamtkapazität von 243 Kilowattstunden haben – die im Stadtverkehr für mindestens rund 150 Kilometer genügen sollen. Seit 2019 sind 30 dieser umweltfreundlichen Elektrobusse für den HVV in der Hansestadt unterwegs. Die nächsten 30 E-Busse sind für 2020 bestellt worden. Bis 2030 ist dann der emissionsfreie Antrieb für die gesamte Busflotte des HVV angedacht. Dasselbe Ziel hat sich die BVG in Berlin gesteckt. Bis Ende 2021 ist zudem in Hamburg geplant, die Elektrobusse um Gelenkbusse mit Brennstoffzellen als Antrieb zu ergänzen.
In Berlin mit seinen rund vier Millionen Einwohnern sind für die BVG bis 2021 dann 225 Elektrobusse vorgesehen. Für den Start sind in der Hauptstadt bereits 30 E-Busse im Einsatz. Sie werden zu gleichen Teilen von Mercedes-Benz und von dem polnischen Hersteller Solaris geliefert. Die Aufträge für die Elektrobusse des öffentlichen Nahverkehrs sind heiß umkämpft, da es sich um Volumina in zweistelliger Millionenhöhe handelt.
EU fordert Tempo in Richtung Emissionsfreiheit
Dass der ÖPNV in Deutschlands größten Städten so schnelle Schritte beim Umsatteln seiner Flotten geht, ist durch einen Erlass der EU bedingt. Sie fordert in der Clean Vehicles Directive eine komplette Dekarbonisierung des Verkehrs bis 2050. Folgerichtig sollen damit auch die Busse des öffentlichen Nahverkehrs bis dahin ohne Kohlenstoff auskommen. Zwar scheint dieser Zeitraum noch relativ lang – stellt aber Busunternehmen vor größere Probleme: Denn die Ausschreibungen für ihre Busse laufen regelmäßig über zehn Jahre. Die von der EU festgesetzten Zwischenschritte mit je fünfjährigem Abstand sind daher kaum umzusetzen.
Blickt man in den Süden der Republik, scheint die Forderung der EU noch nicht angekommen zu sein. Denn die dortigen Busunternehmen schieben einerseits wirtschaftliche Überlegungen vor (Stuttgart) oder die Sorge um Lieferengpässe bei den Elektrobussen (München). Letztere sind laut Zulieferern keinesfalls zu erwarten. Zu ersterer Aussage lässt sich sagen, dass es schlichtweg nicht länger zeitgemäß sein kann, ökonomische vor ökologische Interessen zu stellen.