Forscher sind ratlos – wer oder was ist der Grund für den flächendeckenden Baumtod? In Amerika grassiert seit längerem das Buchensterben.
Amerikas Wälder sterben, jedes Jahr etwas mehr. Millionen von Ulmen, Eichen, Amerikanischen Kastanien und auch Nadelbäumen starben in den vergangenen Jahrzehnten. Eingeschleppte Krankheiten und Tiere sind die Gründe für den flächendeckenden Tod der Bäume. Doch das Drama geht jetzt in den nächsten Akt: Eine neue Plage hat die Amerikanische Buche (Fagus grandifolia) befallen, so das Wissenschaftsmagazin „Science“. Dabei wirken diese Bäume mit ihren glatten grauen Stämmen und möglichen Höhen von mehr als 40 Metern auf den ersten Blick so unverwundbar.
Laut den bislang nicht veröffentlichten Studien zum aktuellen Buchensterben in Amerika könnten winzige Würmer, sogenannte Nematoden, die Auslöser der Misere sein. Sie fressen sich durch die Blätter und bringen diese so zum Welken. Ein Pflanzenpathologe des Ohio Department of Agriculture hatte beobachtet, dass tausende der etwa zwei Millimeter langen Würmer aus betroffenen Buchenblättern krochen. Er sendete einige der Würmer als Probe an eine Kollegin. Als sie feststellte, dass es sich bei den Würmern um die Spezies Litylenchus crenatae handelt, betonte sie, dass man es hier mit etwas höchst Ungewöhnlichem zu tun habe. Denn diese Spezies befalle üblicherweise Ostasiatische Buchen, töte diese aber nicht.
Sind Würmer das Buchensterben in Amerika verantwortlich
Für genauere Untersuchungen infizierten die Forscher Buchen im Gewächshaus mit den Würmern. Das Ergebnis der Untersuchung: Die Bäume zeigten im Versuch dieselben Symptome wie die frei wachsenden. Die beteiligten Pflanzenpathologen gehen daher zunächst davon aus, dass die Nematoden der Grund für das Buchensterben seien. Ein Forscher der Ohio State University hingegen fand diese Schlussfolgerung nicht vollends überzeugend. Er führte weitere Versuche durch, die eine andere mögliche Ursache des Buchensterbens beleuchten sollten.
- Grundmann, Hans-R. (Autor)
- Helmhausen, Ole (Autor)
Der Experte und sein Team zerkleinerten Blätter von betroffenen und nicht betroffenen Bäumen, um deren DNA und RNA zu analysieren. Bei den Blättern kranker Bäume fanden die Wissenschaftler dabei Spuren von drei Pilz- und Bakterienarten. Diese seien in den gesunden Buchen nicht nachweisbar gewesen. Was nun jedoch noch untersucht werden müsse, seien mögliche unentdeckte Krankheitserreger unter den Mikroben. Daher könne es sein, dass die entdeckten Würmer zwar nicht selbst der Grund für das Baumsterben seien, aber dennoch für die Verbreitung von Krankheiten verantwortlich sein könnten.
Für Forstwissenschaftler und Ökologen ist es zunächst zweitrangig, was der Grund für das Buchensterben in Amerika ist: In jedem Fall sind sie sehr besorgt. Denn die Amerikanische Buche ist eine der häufigsten Baumarten in den ostamerikanischen Wäldern. In New England und im Staat New York ist sie die fünfthäufigste. Ihre Nüsse bedeuten jedes Jahr Nahrung für Vögel, Eichhörnchen und Damwild.
Infizierte Bäume wurden nun allerdings auch 800 Kilometer entfernt vom ersten Fundort der Würmer nachgewiesen – zum Beispiel in Ontario und Kanada. Es ist unklar, ob die Nematoden durch Vögel oder durch Milben übertragen wurden. Was auch immer der Verbreitungsweg war: Führende amerikanische Baumpathologen sind höchst beunruhigt. Denn ihnen sind frühere Krankheits- und Schädlingswellen in den Wäldern noch allzu lebhaft im Gedächtnis. Die Experten stellen die Frage, was von dem amerikanischen Baumbestand wohl noch übrigbleiben wird.
Buchen auch in Deutschland gefährdet
Zwar ist die Ursache ein andere, aber Forstexperten sorgen sich auch um die Buchen in deutschen Wäldern. Die eigentlich widerstandsfähigen Bäume sterben seit 2018 als Folge der Dürre durch den Klimawandel. Sie haben nur noch spärliches Laub, abgestorbene Kronenteile und Feinreisigverluste. Ihre Rinde ist durch Sonnenbrand aufgerissen und die Bäume können aufgrund der leeren Bodenwasserspeicher zu wenig Feinwurzeln nachbilden.
Mit ihrem schwachen Gesamtzustand werden die Bäume angreifbar für Schädlinge. Auf Buchen haben es vor allem der Buchenspringrüssler und der Kleine Buchenborkenkäfer abgesehen. Zwar hoffen Forstexperten auf eine Erholung durch künftige stärkere Niederschläge – von einem einmaligen Phänomen gehen Sie bei dem Buchensterben seit 2018 jedoch leider nicht aus.