Allein im Jahr 2022 fielen in Deutschland 19 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an. Wie kommt eine solch große Menge zusammen, und was können Privatleute, Unternehmen und die Politik tun, damit sich der Müllberg verringert?
Wo tritt besonders viel Verpackungsmüll auf?
Die Pro-Kopf-Menge an Verpackungsmüll stieg vom Jahr 2005 bis 2022 um 21 Prozent auf 227 Kilogramm an. Damit gehört Deutschland hinter Irland und Italien zu den EU-Spitzenreitern. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt lag mit 186 Kilogramm deutlich darunter.
Die Verpackungen bestehen meist aus wertvollen sekundären Rohstoffen wie Holz, Glas, Kunststoff, Weißblech, Karton und Pappe sowie Papier. Besonders viel Verpackungsmüll fällt in privaten Haushalten an sowie im Onlinehandel und in der Gastronomie. Einen großen Anteil daran haben jedoch die Industrie und der Handel durch Transport- und Verkaufsverpackungen.
Ein Grund für den Anstieg des Verpackungsmülls liegt in den veränderten Bedürfnissen der Konsumenten. Durch mehr Ein- und Zweipersonenhaushalte und Senioren verringern sich die benötigten Verpackungsgrößen und damit erhöht sich der Verpackungsmüll. Nahrungsmittel für den Menschen und für Haustiere sowie Getränke machten zusammen 62,3 des Verpackungsverbrauchs bei privaten Verbrauchern aus.
Zusätzlich trägt der Außer-Haus-Verbrauch dazu bei, dass sich die Menge an Verpackungsmüll erhöht. Verantwortlich dafür sind Service- und To-Go-Verpackungen der Gastronomie. Das Umweltbundesamt sieht auch den steigenden Zubereitungsgrad gekaufter Lebensmittel und Fertiggerichte als Grund für den erhöhten Verpackungseinsatz.
Einen wesentlichen Anteil am Anstieg des Verpackungsmaterials hat der Distanzhandel. Bei ihm stieg der Verbrauch von Papier, Pappe und Kartonagen von 1996 bis 2017 um 607 Prozent an.
Wie kann man Verpackungsmüll reduzieren?
Verpackungsmüll zu produzieren, erfordert fossile Brennstoffe, die zum Klimawandel beitragen. Zudem entsteht bei der Verpackungsentsorgung Methan, eines der sieben deklarierten Treibhausgase. Überdies verschmutzt der Müll die Gewässer. Diese Auswirkungen lassen sich am besten durch die Vermeidung von Verpackungsmüll reduzieren.
Vermeidung beim Einkauf
Die Vermeidung von Verpackungsmüll beginnt beim Einkauf. Dazu einige Tipps:
- Planen Sie Ihren Einkauf mit einer Einkaufsliste, um Impulskäufe zu vermeiden.
- Greifen Sie zu wenig verpackten Produkten ohne Einzelverpackungen in der Umverpackung. Die Verpackung sollte umweltfreundlich sein und aus Papier oder Karton bestehen.
- Großverpackungen entlasten die Umwelt durch weniger Verpackungsmüll. Diesen Ansatz unterstützen Sie, indem Sie darauf achten, dass keine Lebensmittel verschwendet werden. Dies erreichen Sie durch den Kauf von lange haltbaren Produkten und solchen, die Sie einfrieren können.
- Ziehen Sie Mehrwegverpackungen den Einzelverpackungen vor.
- Nehmen sie zum Einkauf Stoffbeutel und wiederverwendbare Behälter für lose Waren mit.
- Bei Onlinekäufen empfiehlt es sich, auf lokale Händler zurückzugreifen, weil diese weniger Verpackungsmüll nutzen. Kombinieren Sie Käufe zu einer Lieferung und wählen Sie Geschäfte, die umweltfreundliche Verpackungen anbieten.
- Kaufen Sie bevorzugt in lokalen Märkten und Läden ein, die lose Waren anbieten.
Wiederverwendung und Upcycling
Upcycling liegt im Trend und ist eine wirksame Methode, um Müll zu vermeiden. Dabei verwenden Sie Verpackungen aus verschiedenen Materialien und basteln daraus Dekoration oder nützliche Dinge.
Beispiele sind Insektenfallen aus PET-Flaschen oder eine Lichterkette aus Joghurtbechern. Aus Altglas entstehen Schneekugeln und aus alter Kleidung eine Strandtasche oder eine Flickendecke. Gläser verwandeln Sie in Vasen und Sie verwenden Senfgläser als Trinkgläser, um Verpackungsmüll zu reduzieren.
Recycling richtig trennen
Nicht vermeidbare Verpackungsmaterialien des Alltags führen Sie dem Recycling zu. Papier und Pappe gehören gefaltet und befreit von Klebestreifen und Folien ins Altpapier. Verpackungsmaterialien für die Gelbe Tonne sollten Sie weitgehend sauber hineingeben. Altglas entsorgen Sie getrennt nach Farben im Altglascontainer.
Bewusster Konsum
Bewusster zu konsumieren bedeutet weniger Verpackungsmüll. Treffen Sie informierte Kaufentscheidungen und schützen Sie dadurch die Umwelt. Denn das Konsumverhalten wirkt sich direkt auf die Abfallmenge aus.
Stellen Sie bewusst auf nachhaltige Konsumgewohnheiten um. Ihren Teil tragen Sie bei, sobald Sie zusätzlich Wiederverwendungs- und Reparaturzentren sowie Initiativen unterstützen, die das Thema Verpackungsmüll zum Inhalt haben.
Druck auf Unternehmen und Politik
Die meisten Menschen in Deutschland wissen, dass sie zu viel Verpackungsmüll produzieren. Was fehlt, sind die Konsequenzen, die sie aus der Einsicht ziehen. Zu diesen gehört das bewusste Vorleben verpackungsarmen Konsums, des Recyclings und Upcyclings sowie der Wiederverwendung. Darüber hinaus können Sie mehr tun.
Kommunizieren Sie direkt mit den Herstellern, die unnötigen Verpackungsmüll produzieren, und engagieren Sie sich in der Politik, um dies zu ändern. Sprechen Sie auch Politiker an und fordern sie dazu auf, etwas zu unternehmen, um die Abfallmenge zu reduzieren.
Über die sozialen Medien können Sie viele Menschen erreichen und sie wachrütteln. Erzählen Sie dort, wie sich der Verpackungsmüll auf die Umwelt auswirkt und was jeder selbst tun kann, um die Menge zu reduzieren. Es besteht die Chance, dass andere sich Ihnen anschließen und Ihre Bemühungen für eine saubere Umwelt durch weniger Verpackungsmüll mit Kampagnen und Petitionen unterstützen.
Innovative Verpackungslösungen fördern
Um innovative Verpackungslösungen zu fördern, müssen Wissenschaft, Industrie und Politik zusammenarbeiten. Daher sind Investitionen in die Forschung und Entwicklung von Technologien erforderlich, die die Herstellung recycelbarer und biologisch abbaubarer Materialien fördern.
Zudem können Förderungen von Start-ups Erfolg versprechend sein. Beispiele für innovative Ideen sind Verpackungen aus Pilzen statt Styropor, Zuckerrohr statt Polyethylen sowie kompostierbare Folie für Lebensmittel. Auch Algen als Plastikalternative und kompostierbare Flaschen können die Umwelt durch weniger Abfälle entlasten.
Insbesondere ist viel Öffentlichkeitsarbeit erforderlich, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. Steuerliche Vorteile und Fördergelder sind Anreize für Unternehmen, um nach Lösungen für weniger Verpackungsmüll zu suchen.
Fazit: Verpackungsmüll reduzieren durch Handeln
Beim Bestreben, Verpackungsmüll zu reduzieren, ist jeder gefragt. Privatpersonen können bereits beim Einkaufen durch bewusstes Handeln Müll vermeiden. Der Staat sollte durch die Schaffung von Normen und Standards den Markt regulieren und durch Förderungen innovativer Ideen dazu beitragen, dem Verpackungswahnsinn ein Ende zu bereiten.