Nachhaltige Sitzmöbel stehen bei Konsumenten hoch im Kurs. Sie sind auch bereit, zugunsten der Umwelt Mehrkosten in Kauf zu nehmen. Zunächst ist es jedoch wichtig, die Nachhaltigkeit der Möbel zu erkennen.
Denn bei den Herstellern gibt es schwarze Schafe. Um deren „Greenwashing“ keine Chance zu geben, empfiehlt es sich, vorsichtig zu sein. Worauf sollten Sie beim Kauf nachhaltiger Sitzmöbel achten, damit sich der hohe Preis lohnt?
Nachhaltige Sitzmöbel – Worauf sollte man achten?
Je deutlicher die Auswirkungen des Klimawandels werden, desto mehr besinnen sich Konsumenten auf Nachhaltigkeit – auch beim Möbelkauf. Eine Studie belegt, dass der Bedarf nach nachhaltigen Möbeln und die Qualitätsansprüche der Käufer stetig zunehmen.
Wegwerfmöbel aus Kunststoffen und preiswerte Möbel aus Billiglohnländern gehören bald der Vergangenheit an, denn der Trend zu mehr Nachhaltigkeit setzt sich fort. Konsumenten besinnen sich auf Qualität und werfen einen Blick auf die Ökobilanz, sobald sie sich nach einer Couch oder neuen Stühlen umsehen.
Und worauf sollten Käufer bei ihrer Suche nach nachhaltigen Sitzmöbeln achten?
Verwendung umweltfreundlicher Materialien
Nachhaltige Sitzmöbel bestehen vorwiegend aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen sowie aus Materialien, die aus solchen hergestellt werden. Im Vordergrund steht dabei zertifiziertes heimisches Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Für die Polsterung verwenden die Hersteller Naturfasern und Textilien wie Leinen, Bio-Baumwolle und Hanf.
Nachhaltige Herstellungsmethoden und alternative Ressourcen im Möbelbau
Die Möbelindustrie ist immer auf Suche nach Alternativen für die wertvollen Rohstoffe und ist fündig geworden. Im österreichischen Braunau entstehen aus der Biomasse von Rohrkolbenpflanzen etwa Faserformteile und Leichtbauplatten, die sich zum Möbelbau eignen. Das Material besitzt gute Brandschutzeigenschaften und einen positiven Effekt auf die Umgebung.
Das Holzkompetenzzentrum in Wien experimentierte mit Maisspindeln und schuf daraus Verbundplatten mit einem Maisspindelkern. Das Produkt zeichnet sich durch eine hohe Druckfestigkeit und gute Dämmeigenschaften aus.
Ebenso lassen sich Kokosnüsse zum Bau von Sitzmöbeln gebrauchen. Deren Schalen nutzen Möbelhersteller für Mosaike. Zudem trägt die Verwendung von Altmaterialien für einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Möbelbau bei.
Designer Dirk van der Kooij präsentierte bereits im Jahr 2011 auf dem DMY Designfestival in Berlin einen Roboterarm, der in der Lage ist, Kunststoffpartikel von geschredderten Kühlschränken zu Stühlen zu verschweißen.
Mario Stadelmann, ebenfalls Designer, stellt Sitzmöbel aus Altpapier her. Zellulosefasern haben in der Möbelindustrie Zukunft, denn mehrere Projekte befassen sich bereits erfolgreich damit. Ziel ist es, mithilfe von Druck stabile Möbel herzustellen, die komplett auf nachwachsende Rohstoffe zurückgehen. Auch an Möglichkeiten, vollständig auf Bindemittel verzichten zu können, forscht die Möbelindustrie.
Ob Pilze, Feigenbaumrinde oder Bananenstauden verwendet werden – Sitzmöbel werden nachhaltiger. Achten Sie beim Kauf darauf, dass Sie diese bei einem Händler erwerben, der bei der Wahl der Rohstoffe und beim Herstellungsprozess Wert auf Nachhaltigkeit legt. Ein Beispiel ist Hag Capisco.
Zertifizierungen und Umweltlabels beachten
Zertifizierungen und Umweltlabel helfen dem Konsumenten, umweltfreundliche Sitzmöbel zu erkennen. Für Materialien aus Holz gibt es mehr als 100 Siegel, von dem das FSC® eines der bekanntesten ist. Dieses besagt, dass das verwendete Material aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt.
Das PEFC-Siegel dokumentiert, dass Produkte aus Holz und Papier aus Rohstoffen hergestellt wurden, die aus nachhaltigen Wäldern kommen. In ihnen wird nur so viel abgeholzt wie nachwächst.
Das GOTS-Siegel bezieht sich auf Textilien. Bestehen diese zu siebzig Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern, erhalten sie das Siegel GOTS. Steht „organic“ dahinter, nutzten Hersteller 95 Prozent Biomaterialien. Zudem müssen die chemischen Zusätze Umweltkriterien erfüllen.
Das Siegel der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) spiegelt den CO2-Fußabdruck des Produkts. Dagegen betrachtet der Blaue Engel dieses auf seinem gesamten Weg.
Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit
Ein relevantes Kaufkriterium für umweltfreundliche Sitzmöbel ist deren Langlebigkeit. Nutzen Konsumenten das Möbel über lange Zeit, handeln sie nachhaltig. Denn jede Neuproduktion verbraucht Ressourcen. Kommen Defekte trotz hoher Qualität vor, lohnt sich eine Reparatur.
Tipp: Achten Sie deshalb darauf, dass das Möbel nicht zu den Wegwerfprodukten zählt. Ist es modulartig aufgebaut, können bei einem Totaldefekt einzelne Module ausgetauscht werden.
Regionale Produktion und kurze Transportwege
Nachhaltig ist ein Produkt, falls Rohstoffe, Hersteller und Zulieferer aus der Region stammen. Denn dies wirkt sich stark auf den CO2-Fußabdruck des Sitzmöbels aus.
Ressourcenschonende Herstellungsprozesse
Ressourcenschonende Herstellungsprozesse, bei denen CNC-Fräsen und 3D-Druck eine Rolle spielen, verringern den Verschnitt und wirken der Materialverschwendung entgegen. Zudem sollen die Herstellungsmethoden energieeffizient sein. Auch Designer können ihren Beitrag dazu leisten, indem Sie die Sitzmöbel so konstruieren, dass sie wenig Material benötigen.
Recyclingfähigkeit der Materialien
Achten Sie beim Kauf nachhaltiger Sitzmöbel auf die Recyclingfähigkeit und Trennbarkeit der Materialien. Obgleich umweltfreundliche Produkte eine lange Lebensdauer besitzen, steht ihnen doch irgendwann das Ende bevor. Holz, Bambus und Naturfasern sind kompostierbar.
Design für zeitlose Nutzung
Beinahe jeder mag es, mit der Zeit zu gehen. Das gilt auch bei der Einrichtung. Wählen Sie ein zeitloses Design für Ihre Sitzmöbel, sind Sie immer up to date.
Möbel aus zweiter Hand oder Upcycling
Oft bietet auch ein Sitzmöbel aus zweiter Hand eine Alternative zum Neukauf. Kreativer jedoch ist das Upcycling alter Möbel, bei dem Sie mit Ihren Ideen aus alten Sitzmöbeln neue schaffen.
Transparenz der Hersteller
Die Suche nach einem umweltfreundlichen Sitzmöbel fällt einfacher aus, wenn der Hersteller des Möbels transparent darlegt, woher er die Materialien bezieht und ob seine Arbeitsbedingungen fair sind.
Zudem sollten Unternehmen – gleich welcher Größe – zugunsten ihrer Glaubwürdigkeit freiwillig berichten, wie sich ihre Produktionsprozesse auf die Umwelt auswirken und was sie tun, um die Herstellung noch umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten.
Kreislaufwirtschaft und Rücknahmesysteme
Die Kreislaufwirtschaft spielt auch bei Sitzmöbeln eine bedeutende Rolle. Deshalb nehmen einige Hersteller die Möbel zurück, um daraus neue zu fertigen. Was nicht mehr nutzbar ist, führen sie dem Recycling zu.
Fazit
Sind Sie auf der Suche nach einem umweltfreundlichen Sitzmöbel, empfiehlt es sich, herauszufinden, ob das favorisierte Möbel aus nachhaltiger Produktion stammt. Die Art der Materialien bestimmt darüber, ob das Stück recyclingfähig ist und ob es einfach repariert werden kann.
Ist es modular aufgebaut, ist es möglich, bei Defekten nur Teile des Gesamten zu ersetzen. Legt der Hersteller transparent offen, warum sein Produkt nachhaltig ist, vereinfacht dies die Kaufentscheidung der Konsumenten.