Hitzewelle im Ostpazifik

Hitzewelle Pazifik
Hitzewelle Pazifik

Menschengemacht: Hohe Temperaturen im Ostpazifik lassen Ökosysteme sterben. Aber bekanntlich gibt es den Klimawandel nicht, oder?

 

Drei Grad mehr. Was wir in der heimischen Badewanne kaum wahrnehmen, ist für Meeresbewohner eine Katastrophe. Mehr noch, es ist lebensbedrohlich. Die furchtbaren Resultate einer solchen Erwärmung wurden erstmals im Jahr 2014 sichtbar. Denn von 2014 bis 2016 dehnte sich eine Blase warmen Wassers entlang der nordamerikanischen Westküste aus – dieser „The Blob“ durchtrennte die Nahrungsketten des Ostpazifiks.

Die um drei Grad höhere Wassertemperatur machte das Wasser nährstoffarm, sodass viele Tierarten wie Fische, Vögel, Wale und Seelöwen den Hungertod sterben mussten. Zudem wurde in diesem Zuge vor Hawaii die erste Korallenbleiche aller Zeiten beobachtet. Eigentlich tropische Arten wie etwa der Mondfisch wanderten in nördlichere Gefilde. Von diesem sogenannten Blob haben sich die betroffenen Ökosysteme noch nicht wieder vollends erholen können.

Der nächste „Blob“ droht

Und schon ereilt sie die nächste Katastrophe: Denn Fachleute erkennen im Jahr 2019 Anzeichen dafür, dass das gleiche Szenario sich nochmals anbahnt. Ursache ist eine Hitzewelle, die bereits im Juni 2019 begann, ihre neuen Rekordzahlen aufzubauen.

Experten sprechen von einer Hitzewelle, sobald die Temperaturen an mindestens fünf aufeinanderfolgenden Tagen 90 Prozent der bisherigen Messwerte übertreffen. Dieses Phänomen hält im Jahr 2019 besonders lange an. Warum ist unbekannt, denn auch die Mechanismen des letzten Blobs konnten noch nicht erforscht werden.

Was allerdings klar ist: Alle Hitzewellen, die in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend die Meere belasteten, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückzuführen – die große, menschengemachte Umweltkatastrophe. In ihrem Zuge erwarten Wissenschaftler, dass die bisherigen Hitzewellen im Pazifik nicht die letzten gewesen sein werden. So sei künftig von einer 41-mal höheren Wahrscheinlichkeit von weiteren „Blobs“ auszugehen. Das Drama daran: Diese werden sich dann an den Temperaturen einer bereits erwärmten Welt messen.

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Schon im Jahr 2050 wären dann die Temperaturen der Hitzewellen im Ostpazifik der Normalfall. Zuerst und in drastischer Härte wird sich dann diese Veränderung an den tierischen und pflanzlichen Meeresbewohnern zeigen. Im zweiten Schritt werden auch menschliche Küstenbewohner die Konsequenzen zu spüren bekommen.

Schon nach dem ersten Blob fingen sie 80 Prozent weniger Kabeljau. Vor Alaska lebende Buckelwale haben nach wie vor weniger Junge als vor dem ersten Blob. Und einige Vogelarten hatten damals komplette Brutkolonien verloren. Ob sich die betroffenen Ökosysteme des Ostpazifiks von einem möglichen zweiten Blob überhaupt jemals wieder erholen könnten, ist derzeit absolut unklar.

Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).