Demographie und Klimawandel – was sie miteinander zu tun haben

Demographie Klimawandel
Demographie Klimawandel

Nationen mit dem größten Bevölkerungswachstum haben den geringsten Pro-Kopf-Ausstoß an CO2. Sind also demographische Entwicklungen relevant für den Klimawandel?

Gern wird behauptet, den Industrienationen sei – trotz aller Bemühungen – kein ausreichender Klimaschutz möglich, weil Entwicklungsländer überbevölkert seien. Doch hat eine prosperierende Demographie wirklich Auswirkungen auf Umweltbemühungen? Die UN haben berechnet, dass im Jahr 2100 rund 10,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. Zudem fände das größte demographische Wachstum in Afrika statt. Dort aber sei der CO2-Ausstoß pro Kopf aktuell vergleichsweise sehr gering.

Wo Menschen am meisten Hunger leiden, entstünden daher nur 0,08 Prozent der weltweiten Emissionen. Zu den untersuchten Ländern gehört unter anderem Burundi. Hier ist die Geburtenrate recht hoch – dafür entstehen pro Einwohner Burundis im Jahr nur 0,027 Tonnen CO2. Interessant ist nun der Vergleich mit einer Industrienation: Demnach verursache ein US-Amerikaner im Jahr so viel CO2 wie 454 Burundier.

Industrienationen produzieren die meisten Emissionen

Die Zahlen zeigen: Länder mit hohem Bevölkerungswachstum tragen vergleichsweise wenig zum Klimawandel bei. Die Industrienationen sind hingegen für 99 Prozent der historischen Emissionen verantwortlich, so die Entwicklungsorganisation CARE. Laut Weltklimarat IPCC ist es also nicht sachgerecht, das Klima durch eine Begrenzung des Bevölkerungswachstums schützen zu wollen – bei zeitgleich weiter steigenden Emissionen durch das Wirtschaftswachstum der Industrienationen. Denn die 20 größten Industrienationen produzieren weltweit etwa 80 Prozent aller CO2-Emissionen. Die Ausmaße werden im Kleinen deutlich: Wäre die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern, kämen 60 Menschen aus Asien, 16 aus Afrika, zehn aus Europa, acht aus Lateinamerika, fünf aus Nordamerika und einer aus Ozeanien.

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Nicht nur die Anzahl der Menschen ist entscheidend

Wie die Vereinten Nationen anhand von Schätzungen prognostizieren, wird sich das überwiegende Bevölkerungswachstum künftig in den Entwicklungsländern – und dort in Städten – abspielen. Denn im Jahr 2050 werden demnach 70 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Räumen leben.

Weiterhin ist mit einer alternden Bevölkerung künftig auch in Entwicklungsländern zu rechnen. Bis 2050 wird der Anteil der Personen im Alter von über 60 Jahren, so die Vereinten Nationen, weltweit auf 22 Prozent anwachsen. Über die Auswirkungen der Alterung der Bevölkerung auf die Emissionen ist sich die Wissenschaft hingegen noch uneinig. Die Tendenzen variieren zwischen einer Reduzierung der Emissionen und einem drastischen Anstieg.

Hajo Simons Journalist

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).